Ende 2019 definierte Nissan den Juke in der zweiten Generation neu. Während wir das Modell vor einem Jahr erstmals erfahren durften, stellt sich das Crossover-Modell nun unserem ausführlichen Test.
Karosserie/Design
Der Nissan Juke der zweiten Generation präsentiert sich weniger polarisierend und weniger exotisch als der Ur-Juke. Die gereifte Optik steht dem Crossover sehr gut und bleibt ein Highlight.
In Reminiszenz an den Vorgänger setzt der Juke an der Front auf die Zweiteilung der Frontleuchten, die nun in LED ausgeführt sind. Das Gesicht des SUV wurde neu interpretiert, wirkt stimmiger, erwachsener. Dies gilt für das gesamte Auto. Die üppigen Rundungen und aufgesetzte Scheinwerfer gehören der Vergangenheit an.
Die versteckten hinteren Türgriffe finden sich auch im neuen Modell. Den dynamischen Verlauf der Silhouette paart das Designteam mit einer kraftvollen Modellierung und Linienführung, die sich bis in das Heck zieht. Nichts erinnert mehr an den Vorgänger, der Nissan Juke setzt nun auf einen markanten und breit verlaufenden Abschluss. Geprägt von einem neuen Design der Rückleuchten, die ebenfalls in LED gehalten sind.
Unter den Lackfarben führt Nissan die Uni-Lackierung Solid White, Metallic- und Premiumlackierungen sowie Perleffekt-Lackierung auf. Gehüllt in die Farbe „Burgundy“ war unserem Testwagen der perfekte Auftritt sicher.
Die zahlreichen Personalisierungsoptionen, allen voran die 16 Zweifarblackierung sichern dem Nissan Juke einen individuellen Auftritt. Die Zweifarbenlackierung gibt es im N-Design serienmäßig und ist in den Varianten N-Connect und Tekna gegen 400 Euro Aufpreis verfügbar.
Innenraum/Kofferraum
Der Nissan Juke basiert auf der neuen CMF-B-Plattform des Renault-Nissan-Konzerns. In der Länge verzeichnet die zweite Generation einen Zuwachs von 75 Millimeter. 35 Millimeter breiter und 15 Millimeter höher, nehmen die veränderten Abmessungen Einfluss auf das Platzangebot.
Im Vergleich zum Vorgänger, beherbergt uns das 4,21 Meter lange Modell spürbar besser. Trotz unverändert dynamischen Dachverlauf ist es Großgewachsenen nun möglich, aufrecht zu sitzen. Der auf 2.636 mm gewachsene Radstand macht sich im Beinraum bemerkbar. Die luftige Kniefreiheit verzeichnet ein plus von 58 mm.
Der Kofferraum fasst 68 Liter mehr und hält in der Standard-Konfiguration 422 Liter bereit. Die Kofferraumöffnung ist jetzt breiter geschnitten, die größere Ladeöffnung erleichtert das Be- und Entladen. Die Höhe der Ladekante verlangt dennoch ein weites anheben der Gepäckstücke. Ohne variablen Boden geht es mit über 20 Zentimeter auch tief hinunter. Positioniert man den doppelten Laderaumboden in höchster Position fällt diese weg und die Ladefläche ist eben. Vergrößern Sie das Gepäckabteil durch umlegen der Rücksitzlehnen im Verhältnis 60:40 auf bis zu 1.305 Liter. Wenn der Nutzwert bei einem Juke auch nicht an vorderster Front steht, so steigert der Hersteller mit einem erhältlichen Fahrradträger und einer Anhängerkupplung die Einsatzvielfalt.
Nissan steigert die Qualitätsanmutung im Juke durch neue Materialien und „Soft touch“-Oberflächen. Verbaute Hartplastik-Elemente stoßen nicht negativ auf. Deutlich wertiger als zuvor, ist das Cockpit sehr gefällig.
Mehr Personalisierung und weitere Ausstattungsfeatures treffen im Nissan Juke der zweiten Generation auf moderne Konnektivität. Das Infotainment-System NissanConnect ermöglicht die einfache Integration des Smartphones mittels Apple CarPlay oder Android Auto. Apps kann man auf diesem Wege über den im Juke integrierten acht Zoll Touchscreen steuern. Dieser liegt gut im Blick und ist intuitiv bedienbar. Die konventionellen Tastenelemente sind ebenfalls übersichtlich angeordnet und einfach anzusteuern.
Per Sprachbefehl gibt man beispielsweise Reiseziele im Navi ein, kompatibel mit dem Google Assistent, geht die Steuerung per Sprache mühelos vonstatten. Während der Navigation konnten wir auf den Verkehrs- und Navigationsdienst TomTom Maps & Live Traffic zugreifen. Auch ohne aktivierte Navigation zeigt der Nissan Juke Sperrungen an.
Mit der NissanConnect Services App kann man als Besitzer die Fahrzeugsteuerung aus der Ferne vornehmen. Ob man nun den Nissan Juke ver- oder entriegeln möchte, den aktuellen Reifendruck und Ölstand vom Sofa aus abrufen, alles funktionierte tadellos. Zudem dient das Auto den Insassen auf Wunsch als WLAN-Hotspot.
Musikliebhaber verwöhnen sich für 600 Euro Aufpreis mit dem BOSE Personal Plus Soundsystem. Erhältlich in Verbindung mit den beiden Topausstattungen umfasst die Anlage acht leistungsstarke Lautsprecher. Darunter finden sich je zwei UltraNearfield-Einheiten in den beiden Kopfstützen der Vordersitze, die zudem optisch ins Auge stechen.
Komfort/Fahrwerk
Diesen Komfort haben wir bei einem sportlichen Crossover nicht erwartet. Zumal er auch den sportlichen Erwartungen gerecht wird. Die dynamische Fahrwerksauslegung hält ein überraschend hohes Komfortniveau bereit, daran ändern auch die 19 Zoll Leichtmetallfelgen mit der Bereifung 225/45 R19 nichts.
Die schlechte Übersicht, vor allen Dingen nach hinten heraus, übernimmt der Juke unverändert von der ersten Modellgeneration. Der Around View Monitor nimmt dieser Schwäche jedoch den Schrecken. Lässt sich das Fahrzeug somit präzise und auf den Millimeter genau rangieren.
Motor/Getriebe
Zur Markteinführung stellte Nissan dem Juke ausschließlich einen DIG-T-Turbobenziner mit drei Zylindern in einer Leistungsstufe zur Seite. An diesem Angebot hat sich im Grunde nichts geändert. Einziger Motor bleibt der 1.0 DIG-T. Das Aggregat kommt nun auf 84 kW / 114 PS, waren es im vergangenen Jahr noch 86 kW / 117 PS.
10,7 Sekunden vergehen jetzt laut Datenblatt für den Standard-Sprint von 0-100 km/h. Das Ansprechverhalten ist durchaus agil und war nicht zu erwarten. Gerade in der Stadt und auf der Landstraße fühlt man sich sehr gut aufgehoben und nicht untermotorisiert. Das maximale Drehmoment von 180 Nm wird für 20 Sekunden mittels Overboost-Effekt auf 200 Nm gesteigert und liegt ab 1.750 Umdrehungen an.
Zügige Fahrten auf der Autobahn liegen dem kleinen Dreizylinder weniger, fehlt ihm hier die Power. Da hilft auch ein Zurückschalten nicht. Der sechste Gang ist als Schongang ausgelegt. Maximal erreichen wir mit dem Nissan Juke 1.0 DIG-T 180 Stundenkilometer.
Die Laufruhe bewahrt sich der Juke bis in die hohen Geschwindigkeiten und Drehzahlen, der 1.0 DIG-T läuft überraschend ruhig. Das für einen Dreizylinder charakterisierende Knattern verkneift sich der Nissan Juke völlig und wird akustisch niemals aufdringlich.
Der Aufpreis von 1.700 Euro bzw. 2.100 Euro bei der Tekna-Ausstattung für das Doppelkupplungsgetriebe lohnt sich. Die Automatik harmoniert sehr gut mit dem Motor, verfügt über sieben Schaltstufen und Schaltwippen am Lenkrad. Ausgenommen die Basisvariante, ist das DCT in allen Ausstattungen erhältlich.
Das im Testwagen verbaute Sechs-Gang-Schaltgetriebe gibt keinen großen Anlass zur Kritik, die Schaltwege könnten aber gerne etwas kürzer sein.
Über den Drive-Mode-Schalter kann man nach Belieben zwischen den Fahrmodi Normal, Sport und Eco wechseln. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Programmen sind deutlich spürbar. Zugleich wird die zielgenaue Lenkung etwas schwergängiger.
Der Kraftstoffverbrauch variiert je nach gewähltem Fahrprogramm. Nissan beziffert den Verbrauch im kombinierten Zyklus nach NEFZ mit 5,2 Liter. Dies wären um die sechs Liter nach WLTP. Werte, die wir im Eco-Modus realisieren konnten. Ohne kontinuierlich den Gasfuß zu zügeln pendelt sich der Spritverbrauch in der Regel bei 6 ½ bis sieben Liter ein. Die CO2-Emissionen belaufen sich entsprechend auf 118 g/km nach NEFZ, nach dem WLTP-Messverfahren sind das zwischen 135-142 Gramm.
Sicherheit
Bestnoten fährt der Nissan Juke im unabhängigen Euro NCAP Crashtest ein. Ausgestattet mit zahlreichen Sicherheitsfeatures erzielt das Crossover die Höchstwertung von fünf Sternen. Moderne Fahrassistenten unterstützen und greifen wenn nötig ein.
Ob im Basismodell oder in der Topversion, das Notrufsystem eCall, der intelligente Notbrems-Assistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, der intelligente und aktive Spurhalte-Assistent mit korrigierendem Bremseingriff, die Fernlichtautomatik, die Verkehrszeichenerkennung oder beispielsweise die dynamische Fahrzeugkontrolle sind im Nissan Juke stets verbaut.
Die ebenfalls integrierte intelligente Spurkontrolle erkennt Kurven und bremst je nach Bedarf die Räder einzeln ab. Die intelligente Fahrkomfortregelung gleicht Wankbewegungen aus und steuert Schlaglöchern entgegen.
Im Testwagen in der Version Tekna findet man in Kombination mit dem Handschalter den intelligenten autonomen Lenk-Assistent für selbstständiges Spurhalten, den adaptiven Geschwindigkeits- und Abstandsassistent, die Müdigkeitserkennung und den Totwinkel-Assistent sowie Nissan Safety Shield inklusive Bewegungserkennung und Querverkehrswarner. Dieser überwacht den Bereich hinter dem Fahrzeug und warnt beim rückwärts ausparken vor Fahrzeugen die sich von der Seite nähern.
Den autonomem Stau-Assistenten mit Stop-and-Go-Funktion lernen Käufer schätzen, die sich für das DSG-Getriebe entscheiden. Mit dem Automatikgetriebe realisiert Nissan die sogenannte ProPILOT Technologie. Das Fahrzeug passt sich dem Verkehrsfluss an, bringt den Juke wenn nötig vollständig zum Stehen und lässt ihn wieder anfahren. Dabei hält das System das Auto in der Spur.
Ausstattung/Kosten
Im Rahmen der Crossover-Wochen, startet der Nissan Juke zu einem Angebotspreis von 17.150 Euro in der Variante Visia. Die Ausstattungsstruktur der zweiten Modellgeneration führt alternativ die Version Acenta und N-Connecta auf. Die Rolle der Topniveaus nehmen der rassige N-Design und der Tekna dar. In der Variante Tekna ist unser Testwagen ab 26.890 Euro erhältlich.
Stand: März 2021; Test und Fotos: Lexi Lind