Kia Motors: Intelligentes Schaltgetriebe iMT

Die Palette an Hybrid- und Elektrofahrzeugen ist bei Kia Motors heute bereits derart umfangreich und vorbildlich, die Koreaner nehmen wahrlich die Rolle des Vorreiters im Bereich alternative Antriebe ein. Als weltweit erster Hersteller paart Kia nun seine stets wachsende 48-Volt-Mildhybrid-Palette mit einem intelligenten Schaltgetriebe, kurz iMT.

Die intelligent Manual Transmission (iMT) arbeitet mit dem 48-Volt-System zusammen und setzt auf eine elektronisch gesteuerte Kupplung („Clutch-by-wire“). Dabei wurde die elektronisch gesteuerte Kupplung des Getriebes im Mildhybrid-Antriebsstrang integriert und soll trotzdem weiterhin das typische Schaltgefühl bieten. Das Thema Kraftstoffverbrauch ist dabei größter Motivator für das iMT.

Im europäischen Technical Centre in Rüsselsheim entwickelt, suchte Kia nach neuen Wegen, um die Effizienz und Leistung des Antriebsstrangs weiter zu verbessern und zugleich die Elektrifizierung voranzutreiben. Aus diesem Grund stellt das neue iMT eine ergänzende Technologie zu den seit April erhältlichen 48-Volt-Mildhybridsystemen dar. Hinter der Abkürzung iMT verbirgt sich eine manuelle Sechsgangschaltung mit elektronisch gesteuerter Kupplung. Und damit verfolgt Kia wahrlich neue Wege, liegt der Fokus bei alternativen Antrieben bis dato bei Automatik- oder Doppelkupplungsgetrieben.

Nichts desto trotz, manuelle Schaltgetriebe erfreuen sich gerade in den kleineren und kompakten Segmenten unverändert hoher Beliebtheit, gerade bei uns Europäern. So war es Kia regelrecht ein Bedürfnis auch diesen Kunden die Mildhybrid-Technologie zur Seite zu stellen. Erstmals eingesetzt, wird das neue iMT in den 48-Volt-Dieselmildhybriden der Ceed-Baureihe, so gibt es die iMT Alternative für die beiden Leistungsstufen 115 und 136 PS.

Das an die 48-Volt-Technologie gekoppelte Getriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung vermittelt uns die bekannte Charakteristik eines herkömmlichen Handschalters. Doch da die elektronisch gesteuerte Kupplung des Getriebes in den Mildhybrid-Antriebsstrang integriert ist, kann das iMT den Motor schon beim Ausrollen des Fahrzeugs abschalten und das deutlich früher als bei einem gewöhnlichen 12-Volt-Start-Stopp-System. Somit spricht man hier vom „Segeln“, welches darüber hinaus auch bei Geschwindigkeiten von bis zu 125 Stundenkilometern möglich ist. Durch diese „Segel“-Phasen auch während der Fahrt reduziert die neue Getriebelösung den Kraftstoffverbrauch zusätzlich. Kia spricht von einem Einsparungspotential von drei Prozent, im realen Fahrzyklus sollen sogar noch größere Verbrauchseinsparungen drin sein. Spritsparen sowie eine Senkung vom Schadstoffausstoß dank Segelwirkung, den Normverbrauch für den Ceed 136 PS starken 1.6 CRDi 48V iMT gibt Kia mit 4,5 Litern im WLTP-Zyklus auf 100 Kilometern an, die CO2-Emissionen belaufen sich auf 119 bis 129 g/km nach WLTP.

Wenn die Antriebskraft nicht mehr benötigt wird, schaltet sich der Motor ab und das selbst bei eingelegtem Gang. In der Praxis haben wir uns jedoch deutlich mehr Segelphasen erwartet. Der Motor wollte sich einfach nicht abschalten. Auf der kurzen Autobahnpassage jedoch funktionierte es sofort, doch bei einer Bergpassage im Ort oder das Zurollen auf eine Kreuzung tat sich meist nichts. Soll sich der Verbrennungsmotor doch bereits beim Ausrollen ausschalten, ohne das man hierfür die Kupplung betätigen und den Leerlauf einlegen muss.

Die Funktionsweise des iMT ist im Grunde simple, geht man beispielsweise vor einer Kurve oder Kreuzung vom Gas, wird das Getriebe entkoppelt und der Motor abgeschaltet, der zu dieser Zeit gewählte Gang bleibt jedoch eingelegt. Nun soll man mit abgeschaltetem Motor und geöffneter Kupplung „segeln“. Tritt der Fahrer wieder auf das Gaspedal, betätigt ein anderes Pedal oder legt einen anderen Gang ein, springt der Motor wieder an. Wenn eine bestimmte Geschwindigkeit unterschritten wird, startet das Aggregat ebenfalls. Motor und Getriebe werden durch den Startergenerator und die 48-Volt-Batterie blitzschnell auf die richtige Drehzahl gebracht.

Im iMT wurde eine „Clutch-by-wire“-Kupplung verbaut und dennoch bewahrt sich das iMT die vertraute Bedienung eines herkömmlichen Schaltgetriebes mittels Kupplungspedal und Schalthebel, somit muss man sich nicht umgewöhnen. Im Fußraum finden Sie die Kupplung, Bremse und das Gaspedal vor und starten das Fahrzeug durch kuppeln und Gang einlegen, wie bei einem herkömmlichen Handschalter. Während das iMT auch abgewürgt werden kann, spricht der Hersteller von Vorteilen bei Fahrten am Berg oder bei Fahren mit Hänger. Auch diesen Faktoren werden wir bei einem ausführlichen Test auf den Grund gehen.

Aufgrund der elektromechanisch arbeitenden Kupplung soll das iMT auf eine geschmeidige Funktionsweise setzen. Und in der Tat, kraftvolles kuppeln ist hier nicht von Nöten, die Gänge lassen sich auf sehr leichten Tritt wunderbar wechseln, die Gänge sind exakt auf angenehm kurzen Wegen geführt.

Die Segelfunktion des Motors bekommen Sie über eine kleine „Segelschiff“-Anzeige in der Instrumenteneinheit angezeigt, doch bei unserer ersten Ausfahrt war das leider nicht allzu oft der Fall, wechselte das Fahrzeug zu selten in den Segelmodus.

Als vorausschauender Fahrer schöpft man selbstverständlich den bestmöglichen Segelanteil aus und profitiert somit am meisten vom iMT, vorausgesetzt jedoch, dieses verrichtet seine Arbeit wie erwartet. Da man selbst keinen weiteren Einfluss darauf hat und das System die Motorabschaltung übernimmt. In unserem Testfahrzeug wollte das System wohl nicht so recht.

Wenn wir uns dann doch mal im Segelmodus befunden haben, präsentierte sich das iMT sehr positiv. Im Segelmodus reduziert sich die Geschwindigkeit nur langsam und erlaubt – gerade auf der Autobahn – wunderbar lange Segelpassagen. Sobald man auf das Gas-, Brems- oder Kupplungspedal treten muss, springt der Motor sehr schnell und wunderbar leise wieder an. Wirklich eine feine Sache, würde das iMT nur öfter die Kupplung öffnen und den Motor abschalten. Waren die Voraussetzungen doch weitaus öfter gegeben, da wir bewusst vorausschauend gefahren sind und natürlich möglichst viele Segelpassagen erzielen wollten.

Verglichen mit einem Automatik- bzw. Doppelkupplungsgetriebe fällt der Kostenaufschlag moderat aus, ein konventionelles Schaltgetriebe ist preislich natürlich nicht zu schlagen, dennoch stellt das Invest eine attraktive Lösung dar – vorausgesetzt das System schaltet den Motor häufiger ab – liegt der Preis für den Kia Ceed 1.6 CRDi 48V iMT mit 136 PS bei 24.457,48 Euro. Inklusive DCT-Getriebe steigt der Preis um 1.803,36 Euro auf 26.260,84 Euro.

Neben der Ceed-Familie wird das iMT aber auch den Weg in andere Kia-Modelle finden, beispielsweise in den Kia Stonic oder sogar bis in die kleinen Segmente, wird es den überarbeiteten Kio Rio später im Jahr auch als 1,0-Liter-Turbobenziner inklusive Mild-Hybrid geben, der dann ebenfalls mit dem iMT erhältlich ist.

Stand: September 2020; Test: auto-reise-creative; Fotos: Kia

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