Kia e-Soul im Test

Bereits die im Jahr 2014 eingeführte Elektroversion Soul EV konnte uns begeistern, nun zeigt Kia mit dem neuen, jetzt als e-Soul benannten Modell, wie man es sogar noch besser machen kann.

Die nun mittlerweile dritte Generation Kia Soul wird global auch weiterhin mit konventionellen Motoren angeboten, hierzulande wie auch in Europa, wird es allerdings ausschließlich die Elektrovariante e-Soul geben. Die beiden von Kia angebotenen Elektrofahrzeuge teilen sich zwar die Technologie, sind aber zwei völlig unterschiedliche Fahrzeuge. So baut der Soul zunächst auf einer anderen Plattform als der Niro auf und während der Kia e-Niro im beliebten SUV-Segment mitmischt und zweifelsohne das E-Auto für die breitere Masse darstellt, positioniert sich der e-Soul als ein Crossover-Modell.

Karosserie/Design

Zehn Jahre nach Einführung der ersten Soul-Generation steht das Fahrzeug unverändert für ein polarisierendes Design, der Kia Soul gefällt oder eben nicht.

13 Farbvarianten stehen Ihnen beim neuen Kia e-Soul zur Wahl, darunter sieben einfarbige Lackierungen und sechs Zweifarb-Kombinationen, bei denen das Dach und die Außenspiegel in Kontrastfarbe lackiert sind. Wahlweise stehen hier die Karosseriefarben in Schwarz, Rot oder Gold zur Wahl.

Innenraum/Kofferraum

Nichts beim Alten belassen, haben die Verantwortlichen auch im Innenraum. Im Vergleich zum e-Niro, kann der e-Soul sogar mit solch Highlights wie dem Head-up-Display aufwarten, das die Infos auf einer Projektionsscheibe anzeigt. Als erster Kia überhaupt kommt der e-Soul in den Genuss des neuen Telematiksystems UVO Connect, das an das ebenfalls neue 10,25-Zoll-Display gekoppelt ist. Einzig das Basismodell muss sich noch mit dem 7-Zoll-Bildschirm begnügen und auf das tolle UVO Connect verzichten.

Wie toll der Service funktioniert, konnten wir im Rahmen der Veranstaltung über ein von Kia gestelltes Smartphones erfahren. Laut Kia wird die kostenlose App voraussichtlich noch im Laufe des zweiten Quartals 2019 für Android- und iOS-Betriebssysteme im Play Store und App Store zur Verfügung stehen.

Auf Kia Live konnten wir am Testmodell über den Touchscreen des Navigationssystems zugreifen, das über eine eigene SIM-Karte Daten abruft und aktualisiert. Der Dienst bietet Verkehrsinformationen in Echtzeit, Wettervorhersagen, Warnung vor Gefahrenstellen und eine lokale Suche („Points of Interest“). Darüber hinaus kann man die nächsten Ladestationen sowie nahegelegene Parkmöglichkeiten inklusive Angaben zu Preisen und verfügbaren Plätzen anzeigen lassen.

Der 10,25 Zoll große Touchscreen lässt sich dabei mittels Split-Screen-Funktion praktisch und nach Bedarf unterteilen. Die Auflösung ist dabei wirklich sehr brillant und die Handhabung unglaublich einfach. Reagiert der Display sehr gut auf Wischbewegungen und zahlreiche Widgets können mühelos individuell konfiguriert werden.

Über die Kia UVO App können nicht nur Fahrzeuginformationen abgerufen oder beispielsweise die Klimaautomatik aus der Ferne aktiviert werden, auch die geplante Route kann vom Smartphone direkt an das Navigationssystem geschickt werden. Mit der App haben Sie darüber hinaus Einfluss auf den Ladevorgang, doch dazu im nächsten Kapitel mehr.

Bluetooth-Verbindungen von zwei mobilen Geräte gleichzeitig sind im neuen Kia e-Soul ebenso möglich, wie die Navigation per Sprachsteuerung.

Die seitlichen Lüftungsdüsen sind wie beim Vorgänger mit den Hochtönern kombiniert, setzen nun aber zusätzlich auf farbliche Akzente. Die impulsgesteuerte Ambientebeleuchtung folgt nicht nur dem Musikrhythmus, sie kann über den Touchscreen auch individuell konfiguriert werden, stehen acht Einzelfarben sowie sechs Themen und Farbvariationen zur Wahl.

Ab dem Ausstattungsniveau Vision sorgt das Premium-Soundsystem von Harman/ Kardon für ein großartiges Klangerlebnis und fährt zudem mit zwei modernen Klangtechnologien vor. Während Clari-Fi digital komprimierte Musik wieder zum Leben erweckt, indem verlorene Audiodetails in Echtzeit rekonstruiert werden, erzeugt QuantumLogic aus jeder Mono-, Stereo- oder Mehrkanal-Signalquelle einen großartigen 7.1-Surround-Sound.

Gerade für ein Elektrofahrzeug konnte der Soul EV im Jahr 2014 mit einem großzügigen Raumangebot glänzen, welches in der neuen Modellgeneration sogar noch übertroffen wird. Die leicht veränderten Proportionen machen sich in einem auf 2,60 Meter angewachsenen Radstand (entspricht einem Plus von 30 mm) sowie einer Gesamtlänge von nun 4,20 Meter (plus 55 mm) bemerkbar. So freuen sich gerade Großgewachsene über noch mehr Beinfreiheit.

Der Gepäckraum kann mit einem Zuwachs von 34 Litern punkten, fasst der neue Kia e-Soul 315 Liter und kann durch einfaches Umlegen der Rücksitzlehnen im Verhältnis 60:40 auf bis zu 1.339 Liter vergrößert werden.

Doch die Ladekante ist unverändert hoch und es geht erst einmal tief hinab, als sehr praktisch erweist sich da der herausnehmbare Einlegeboden, der in der obersten Position eine ebene Fläche schafft und ein mühsames herausheben unnötig macht.

Komfort/Fahrwerk/Bremsen

Die im Fahrzeugboden zwischen den Achsen integrierte Batterie sorgt für einen ausgewogenen tiefen Karosserieschwerpunkt und gerade wenn man den Sport-Modus aktiviert, freut man sich über die Agilität des Fahrzeuges. Die knackige Lenkung tut ihr Übriges hinzu und so schlagen im Kia e-Soul wahrlich zwei Herzen in der Brust.

Mit dem „Drive Mode Select“ hat Kia gleich vier Fahrmodi im Gepäck und während im Sport-Modus sowohl der Motor als auch die Lenkung spürbar schneller ansprechen und das Crossover-Modell auf der einen Seite unglaublichen Fahrspaß bietet und der Elektroantrieb mit seiner Beschleunigungskraft immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist man mit nur einem Tastendruck unglaublich entschleunigt unterwegs.

So überspringen wir die Modi Komfort und Eco und wechseln durch längeres drücken der Drive-Mode-Taste sogleich in die Eco+-Funktion.

Der leise Elektroantrieb lässt einen besonders genau hinhören und sensibilisiert für andere Außengeräusche, treten nun Abroll- und Windgeräusche viel deutlicher in den Vordergrund. Diesen kann Kia aber erfolgreich entgegenwirken.

Motor/Getriebe

Im deutschen Markt hat sich der Kia Soul wie Eingangs erwähnt vom Verbrennungsmotor verabschiedet. Künftig hast Du beim sogenannten e-Soul dafür die Wahl zwischen zwei Antriebsvarianten, die sich äußerlich übrigens am Soul-Schriftzug erkennen bzw. unterscheiden lassen, kennzeichnet der silberne Schriftzug die 100-kW-Variante und die rote Farbe steht für die Highpower-Version.

Die zwei Varianten unterscheiden sich sowohl in der Batteriekapazität als auch in der Motorleistung. Für eine erste Ausfahrt hat Kia uns die Ausführung mit 64-kWh-Batterie und 150 kW / 204 PS Leistung zur Verfügung gestellt. Die Basisvariante begnügt sich dagegen mit einem 39,2-kWh-Akku und einer Motorleistung von 100 kW, sprich 136 PS.

Die Reichweite von 276 Kilometern bei der Einstiegsvariante wird von unserem Modell mit stolzen 452 Kilometern (gemessen nach WLTP) übertroffen, der Verbrauch liegt bei durchschnittlich 15,7 kWh Strom pro 100 Kilometer. Im gemessenen Stadt-Zyklus sinkt der Verbrauch sogar auf 10,9 kWh, und Sie können bis zu 648 Kilometer mit einer Batterieladung zurücklegen. An der Alltags- und Langstreckentauglichkeit des neuen Kia e-Soul gibt es so in jedem Fall keine Zweifel. Das Basismodell erreicht im City-Zyklus übrigens eine Reichweite von 407 km und verbraucht im Durchschnitt 15,6 kWh pro 100 km.

Um den Einfluss auf die Akkuleistung zu minimieren, ist der Kia e-Niro ab der Version Vision serienmäßig mit einem Vorheizsystem für die Batterie ausgestattet. Die 150-kW-Version ist darüber hinaus mit einer energiesparenden Wärmepumpe für die Innenraumklimatisierung ausgestattet.

Die Akkuzellen können eine über 21 Prozent höhere Energiedichte gegenüber dem Vorgänger verzeichnen, zudem ist der neue e-Soul jetzt serienmäßig schnellladefähig und verfügt über den CCS-Stecker.

Unter diesen Bedingungen, laden beide Antriebsvarianten in nur 54 Minuten ihre Akkus wieder zu 80 Prozent voll. Die Infrastruktur in Deutschland ist allerdings noch sehr verbesserungsbedürftig und so sind CCS-Schnellladesäulen nur selten vorzufinden. An Typ-2-Ladesäulen muss sich der e-Soul für eine vollständige Ladung schon 9 ½ Stunden Zeit nehmen.

Nützlich ist in jedem Fall, dass das Navigationssystem nicht nur die Ladesäulen in der Umgebung anzeigt, Sie werden auch über die entsprechenden Ladezeiten und Verfügbarkeit informiert.

Über die Kia UVW App kann der Ladevorgang bequem aus der Ferne überwacht oder auf Wunsch sogar abgebrochen oder entsprechend fortgesetzt werden, um beispielsweise günstigere Nachttarife nutzen zu können.

Die Leistungsdaten betreffend, fahren beide Antriebsvarianten mit einem Drehmoment von 395 Nm vor. Gegenüber dem Vorgänger kann der neue Elektro-Soul ein stolzes Plus von 39 Prozent verzeichnen, lag das maximale Drehmoment zuvor bei 285 Nm. Unabhängig von der gewählten Variante ist dem Fahrzeug ein enormer Anzug bereits aus dem Stand heraus sicher, während die 150-kW-Version in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 sprintet, gönnt sich der kleine e-Soul zwei Sekunden mehr und muss sich bei der Topspeed um zehn Stundenkilometer geschlagen geben, wird die Topvariante maximal 167 Stundenkilometer schnell.

Aktivieren wir allerdings den Eco+ Modus, ist bei 90 km/h Schluss. An der enormen Beschleunigungsentfaltung ändert die Limitierung der Höchstgeschwindigkeit aber nichts.

Kia spricht vom „One Pedal Driving“, doch so ganz richtig ist das ja nicht. Zwar kann das Fahrzeug über das Gaspedal gesteuert werden und das Bremspedal geschont bzw. gemieden werden, aber ohne die Wippen am Lenkrad zu bemühen, geht es dann doch nicht.

Die Funktionsweise mit den Wippen muss einem zudem erst einmal näher gebracht werden, doch schon nach einer kurzen Einführung und ein paar Testkilometern hat man das Zusammenspiel zwischen Fuß und Händen an den Lenkradwippen heraus.

Wie schon beim Kia e-Niro stehen auch beim neuen e-Soul die Einstellungen Stufe 1, Stufe 2, Stufe 3 und „One Pedal Driving“ zur Wahl, zwischen denen durch Zug an der Wippe gewechselt werden kann. Nehmen Sie den Fuß vom Gas, setzt sofort der verbundene Bremseffekt ein, wobei die Intensität der Rekuperation je nach gewähltem Level zunimmt, bis hin zum vollständigen Stillstand, der allerdings nur durch vollständiges ziehen der linken Wippe erreicht wird.

Statt eine feste Rekuperations-Stufe zu wählen oder zwischen diesen zu wechseln, haben wir über die rechte Wippe den Auto-Modus aktiviert und dies der Automatik-Funktion überlassen. Wählt der Kia e-Soul nun mit Hilfe der Kamera der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage automatisch die für die jeweilige Fahrsituation optimale Einstellung. Vorausschauende Fahrerassistenztechnologien tragen zu einer möglichst energieeffizienten Fahrweise bei und mit Hilfe von Navigationsinformationen wird das Rekuperations-Level der vorausliegenden Fahrstrecke angepasst, sowie Fahrradfahrer erkannt und darauf reagiert.

Sicherheit

Auch die zahlreichen Fahrassistenten verrichteten ihren Job tadellos und davon hat der neue Kia e-Soul bereits serienmäßig zahlreiche an Bord. Sei es der Frontkollisionswarner mit Bremseingriff und Fußgängererkennung, der aktive Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner und Fernlichtassistent oder aber die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stop-and-Go-Funktion sowie der Stauassistent. In der Topversion Spirit wird der Umfang sogar um einen Spurwechselassistenten und einen aktiven Querverkehrwarner ergänzt.

Ausstattung/Kosten

Der Startschuss für den Vorverkauf ist gefallen, der neue Kia e-Soul ist in der Basisausführung Edition 7 und in der 100-kW-Version zu Preisen ab 33.990 Euro bestellbar und bereits vorbildlich ausgestattet. Alternativ wird die dritte Generation in den Ausführungen Vision und Spirit sowie der 150-kW-Variante angeboten. Der Einstiegspreis liegt hier bei 37.790 Euro.

Unabhängig von der Ausstattungswahl ist im Kaufpreis die 7-Jahre-Kia-Herstellergarantie inbegriffen, die im Falle des e-Soul auch für die Batterie gilt. Die umfassendsten Herstellergarantie die es auf dem europäischen Markt für ein Elektroauto gibt.

Möchten Sie den Kia e-Soul als Dienstwagen nutzen, profitieren Sie außerdem von der seit Januar 2019 geltenden Neuregelung. Und so müssen nur noch 0,5 statt 1,0 Prozent des Bruttolistenpreises als sogenannter geldwerter Vorteil versteuert werden.

Die hohe Anfrage und das zur Verfügung stehende Kontingent hat allerdings zur Folge, das die derzeitigen Lieferzeiten des neuen Kia e-Soul bereits bei über neun Monaten liegen. Ein Schicksal, dass derzeit beliebte Elektrofahrzeuge leider teilen.

Stand: April 2019; Test und Fotos: auto-reise-creative

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