Getestet: Abarth 500e

Mit der Abarth 500e Launch Edition Scorpionissima eröffnen die Italiener im Dezember die Bestellbücher. Nun rollt der erste Elektro-Abarth in zwei Ausstattungsversionen als Limousine und Cabrio in den Handel. Die Serienmodelle Abarth 500e und Abarth 500e Turismo lösen die limitierte Launch Edition Abarth 500e Scorpionissima ab. Zeit, den elektrisierenden Abarth erstmals zu erfahren.

Karosserie/Design

Mit dem elektrifizierten Skorpion-Signaturlogo kennzeichnet Abarth den neuen 500e. Der sich jedoch weitaus mit mehr als nur einem eigenen Logo abzuheben weiß.

Mit ausdrucksstarken Voll-LED-Scheinwerfern und einem geschärft bösen Blick gelingt es dem doch stets als so süßen 500er bezeichneten Kleinwagen richtig verschmitzt dreinzuschauen. Die kraftvollen Seitenschürzen und die Frontstoßstange sowie der Frontspoiler und Heckdiffusor mit weißen Einsätzen stehen für den sportlichen Charakter. Spiegelkappen in Titanium Grey und farblich darauf abgestimmte Abarth-Schriftzüge runden den Umfang an optischen Gimmicks ab.

Abhängig der Ausstattung erhält der 500e in der Basis Leichtmetallräder in 17 Zoll und als Turismo 18 Zoll Leichtmetallfelgen mit Diamond-Cut-Finish.

Antidote White nimmt die Rolle der Standard-Farbe ein. Alternativ stellt Abarth die Farben Venom Black und Adrenaline Red zur Wahl. Sowie die Eyecatcher Blue Antidote und das von mir abgelichtete Acid Green.

Innenraum/Kofferraum

Der neue Abarth 500e präsentiert sich in der mir bereits vom Fiat 500 vertrauten Optik. Diese paart Abarth mit einem eigenständigen Charakter. Die zentralen Designmerkmale stellen eine Hommage an Carlo Abarth dar. Sie finden sich außen wie innen. Die Scherenoptik des Skorpion taucht somit auch im Innenraum auf. Beispielsweise am Lenkrad und den Sitzen.

Mich nehmen wunderbare Sportsitze mit integrierten Kopfstützen auf. Im Turismo in feines Leder und Alcantara gehüllt. Neben der Polsterung weiß sich die höhere Ausstattung mit einer Heizfunktion von der Basis abzuheben. Diese Unterschiede weiten sich auf weitere Einsätze aus. Sei es das Lenkrad oder der großflächige Bereich in der Armaturentafel. Alcantara verleiht der Ausstattung Turismo gegenüber dem Basismodell Exklusivität und Premiumflair.

Im Innenraum größter Unterschied zwischen der Basis und der Ausstattung Turismo mit der Armatur, Alcantara im Topmodell. Alcantara auch am Lenkrad und den Sitzen. Das Sportlenkrad liegt gut in der Hand und bietet verschiedene Bedienmöglichkeiten. Ein geprägter Skorpion in Acid Green in den Sitzen, Zierstreifen und Doppelnähte über das Gestühl, das Lenkrad und die Türen hinweg sowie ein dunkler Dachhimmel und -säulen stehen für den sportlichen Stil des Abarth 500e. Abgerundet von Pedalen in Alu und Einstiegsleisten mit eingraviertem Logo.

Der Abarth 500e setzt auf das Uconnect-System in Verbindung mit einer Navigation und dem Touchscreen in 10,25 Zoll. Ergänzt um Performance Pages und spezielle Grafiken, zugeschnitten auf den Abarth 500e. Kabellose Vernetzung des Smartphones mit dem Fahrzeug gelingt via Apple CarPlay und Android Auto. Ebenfalls kabellos, gestaltet sich die Lademöglichkeit über die entsprechende Station in der Mittelkonsole.

Uconnect-Dienste erweitern das Angebot. Echtzeit-Informationen, ein WLAN-Netzwerk an Bord, die Integration von Amazon Alexa und die Steuerung per Sprache sind Teil des Pakets. Sowie die Steuerung von Funktionen aus der Ferne mittels Smartphone-Applikationen und die Fahrzeugortung. Dynamic Range Mapping gibt auf der Karte im Touchscreen einen Überblick über die verbliebene Restreichweite und Ladestationen in der Umgebung. Abarth 500e Fahrer erhalten direkten Zugang zu den eSolutions Charging Services von Free2Move eSolutions.

320 Watt, Acht-Kanal-Verstärker, zwei Hochtöner, zwei Mitteltöner, zwei Breitband-Lautsprecher in den hinteren Türen und einen Subwoofer im Kofferraum. Das integrierte Virtual Center bietet allen Insassen unabhängig von der Sitzposition puren Klanggenuss. Zudem arbeitet die Anpassung der Lautstärke geschwindigkeitsabhängig.

Stellt sich der Abarth 500e den Modellen mit Verbrenner, ist ein Zuwachs beim Radstand und der Fahrzeugbreite auszumachen. Das Kofferraumvolumen des ersten vollelektrischen Abarth hält 185 bis 550 Liter Stauvolumen bereit. Lassen sich die Rücksitzlehnen geteilt umlegen und Laderaum flexibel vergrößern.

Komfort/Fahrwerk

Die Gewichtsverteilung ist wunderbar ausgewogen, trotz der schweren Batterie. Gegenüber dem Verbrennermodell fährt der Abarth 500e mit einem längeren Radstand und mehr Spurbreite vor, dies lässt ihn noch satter auf der Straße stehen.

Stellt sich der erste vollelektrische Abarth den Modellen mit Verbrenner, fällt auf, der 500e ist in verschiedenen Belangen schneller. Zu den größten Abarth-Qualitäten zählt zweifelsohne die Kurvenbeschleunigung. Hier macht der Abarth 500e gegenüber den anderen Rennsemmeln eine stolze Sekunde gut.

Wie abgedroschen es auch klingen mag, doch hier erleben wir pures Go-Kart-Feeling. Der Abarth 500e bietet einen derart großen Fahrspaß in engen Kehren. Hier fühlt sich das Fahrzeug zuhause.

Motor/Getriebe

Abarth steht für Tuning Kits, Turbolader und Gänsehaut-Sound. Es ist dieser typische Abarth-Motorensound, der die Fahrzeuge unter anderem so besonders macht. Doch wie sieht es damit aus, wenn wir vom ersten Elektroauto aus dem Hause Abarth sprechen?

Ich liebe den betörend kernigen Abarth-Motorensound, den ich bisher den Modellen mit Verbrenner unter der Motorhaube vernehmen durfte. Der Motorensound ist unverkennbar ein Signature der Marke Abarth. Dessen ist sich auch der Hersteller bewusst und hat sich dazu entschieden, den legendären Abarth Sound künstlich zu reproduzieren. Mittels Soundgenerator brüllt der neue Abarth 500e lautstark und selbstbewusst beim Motorstart auf. Außen wie auch im Innenraum nehme ich den Motorensound zunächst als sehr gelungen dar. Und doch schwingt ein komisches Gefühl mit. Ist es nun mal ein Elektroauto, in dem ich da fahre.

Was man letzten Endes auch davon halten mag, der Sound ist im unteren Geschwindigkeitsbereich gut gemacht, keine Frage. Und während mir der Sound im Stadtbereich gefällt, entwickelt er sich in einem Geschwindigkeitsbereich zwischen 70 und 100 Stundenkilometer zu einer nervigen Klangkulisse. Auf die ich gerne verzichtet und mit einem Tastendruck deaktiviert hätte. Doch leider gibt es derzeit nur die Möglichkeit ganz oder gar nicht.

Zwar lässt sich im TFT Display über die Fahrmodi der Sound ausschalten, doch dies geht ausschließlich im Stand und es ist mehr als ein Tastendruck nötig. Hier besteht dringend Nachbesserungsbedarf. Ich möchte mit nur einem Schalter den Motorsound zu jederzeit an und ausschalten können.

Gehen wir noch etwas auf die Technik und die Daten ein. Vernunft trifft auf Unvernunft. So könnte man den Abarth 500e kurz und knapp und mit Blick auf die heutige Elektromobilität beschreiben. Wer im Modus Track der Unvernunft freien Lauf lässt, wird mit tollem Fahrspaß und einzigartiger Kurvenperformance belohnt. Die Reichweite rückt da schnell in Vergessenheit.

Dennoch sollte man die Anzeige gut im Auge behalten, denn mit maximal 265 Kilometer ist es um die Reichweiten nicht all zu üppig bestellt. Das von mir gefahrene Topmodell gibt Abarth mit 242 Kilometer an. Zumal diese Werte nur bei zurückhaltender Fahrweise zu realisieren sind. Ein Langstreckengleiter möchte der Abarth 500e zu keiner Zeit sein, wer sich auf kurvenreichen Strecken gerne austobt, findet am neuen Elektroflitzer große Freude.

Im Modus Turismo rückt wiederum die Vernunft in den Vordergrund und mit ihm One Pedal Drive. Diese Funktion entfällt im Track-Modus der für puren Fahrspaß steht, man könnte auch vom Abarth-Modus sprechen. Dazwischen rangiert der Street-Modus. Die Fahrmodi nehmen Einfluss auf die Leistung. Die maximale Power und das Drehmoment rufe ich im Scorpion Street Mode ab. Im Turismo Mode steht Dir die auf 100 kW reduzierte Leistung zur Verfügung. Der Modus senkt das Drehmoment um 15 Newtonmeter auf 220 Newtonmeter. Weniger Leistung, regeneratives Bremsen und die One-Pedal-Fahrfunktion vermittelt mir das entschleunigte Elektrofahrgefühl.

Für maximale Performance steht der Scorpion Track-Mode. Es geht in sieben Sekunden von Null auf Tempo 100. In den anderen Fahrprogrammen vergeht eine Sekunde mehr. Im Vergleich zum Abarth 695 mit 180 PS Benzinmotor sprintet der Abarth 500e mit seinen 155 PS 50 Prozent schneller von 20 auf 40 km/h. Überholvorgänge absolviert er 20 Prozent schneller.

Die Höchstgeschwindigkeit ist in allen Elektro-Ausführungen bei 155 km/h erreicht. Um Abarth-Fans zu beruhigen, mittels Elektronik sei hier aber mehr möglich. Der Topspeed des Abarth 695 von 225 km/h muss sich die Elektrovariante in jedem Fall deutlich geschlagen geben.

Dank Schnelllader lässt sich auch der Track-Modus gerne mal ausreizen. In einer halben Stunde lädt die 42-kWh-Batterie von 20 auf 80 Prozent. Im Abarth 500e findet sich das gleiche Akku-Paket wie im Fiat 500e.

Sicherheit

Der Abarth 500e enthält ungeachtet der Ausstattung sechs Airbags inklusive Seiten- und Kopfairbags vorn. Hinter der Abkürzung ADAS reihen sich verschiedene Fahrerassistenzsysteme ein. Angefangen beim Autonomen Notbremsassistenten mit Fußgänger- und Radfahrererkennung. Über die Verkehrszeichenerkennung und das automatische Notrufsystem E-Call bis hin zu dem Spurhalte- und Aufmerksamkeitsassistenten.

Die Ausstattung Turismo enthält ergänzend den Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten und den Totwinkel-Assistent.

Ausstattung/Kosten

Der vorab als limitierte Launch Edition angebotene Abarth 500e Scorpionissima erfreute sich bereits einer großen Nachfrage. Nun folgen die Serienversionen. Beide Ausstattungen bietet Abarth als dreitürige Limousine und als Cabrio an. Der Aufschlag für den Open-Air-Genuss beträgt jeweils 3.000 Euro. Die Italiener setzen auf eine einfache Angebotsstruktur. Das Basismodell ist ab 37.990 bewusst puristisch gehalten, die Abarth 500e Limousine bietet dennoch LED-Scheinwerfer und -Heckleuchten, Keyless-Go, kabelloses Smartphone-Ladepad, Uconnect, Tempomat sowie eine Klimaautomatik.

Der digitale Soundgenerator jedoch, der den legendären Motorsound eines Abarths mit Verbrenner reproduziert, bleibt dem Turismo vorbehalten. Ebenso die beheizbaren Premium-Sportsitze, das JBL-Soundsystem, die 360Grad-“Drone View“-Parksensoren mit einer HD-Rückfahrkamera, das Glasdach oder Keyless Entry & Go.

Die Abarth 500e Turismo Limousine verlangt 42.990 Euro. Der Kleinwagen verfügt in dieser Version über ein Panorama-Glasdach, welches sich allerdings nicht öffnen lässt. Frischluft-Vergnügen erhalte ich wiederum in dem von mir im Test erfahrenen Abarth 500e Turismo Cabrio. Erhältlich ab 45.990 Euro. Nun noch 700 Euro für die Lackierung obendrauf… Wahrlich kein Schnäppchenpreis, doch zu Sparpreisen gab es einen Abarth noch nie. Mit Blick auf andere Elektrofahrzeuge weiß der Abarth 500e jedoch nicht nur in seinem Segment hervorzustehen. Mit seiner einzigartigen Kurvenperformance, der puren Emotion und einer Cabrio-Option hat der neue Abarth 500e diverse Alleinstellungsmerkmale zu bieten, ohne sich preislich im Vergleich in gigantische Sphären zu bewegen.

Die Lieferfähigkeit ist gut, man ist in Deutschland vorbereitet. Die ersten Modelle werden jetzt ausgeliefert. Vier bis sechs Monate muss der Kunde sich gedulden, wenn er jetzt zum Händler geht und bestellt. Das aktuelle Leasingangebot von 249 Euro bezieht sich auf die Limousine in der Einstiegsversion. Weitere attraktive Angebote folgen….

Wird der treue Abarth Fan dem rein elektrischen Modell gegenüber eventuell skeptisch sein und letztlich lieber an seinem Verbrenner festhalten, so ist der Abarth 500e das perfekte Auto um sich auf Neukundenfang zu machen.

Stand: Juli 2023; Test und Fotos: Lexi Lind; Innenraumfoto: Abarth

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