Die Elektrifizierung beginnt nun auch bei Fiat. Auf dem Genfer Autosalon bekommen wir den rein elektrisch angetriebenen Fiat 500 zu sehen, doch schon jetzt gehen die Mild-Hybrid-Versionen von Fiat 500 und Fiat Panda in den Handel und sind bestellbar. Die zur Einführung speziell angebotenen „Launch Editionen” durften wir bereits testen.
Sie zählen beide zu den unangefochtenen Bestsellern im Hause Fiat und werden nun mit einer identischen und eigens hierfür entwickelten Antriebstechnologie bestückt. Mit dem Mildhybrid-System führt Fiat auch gleich einen neuen Dreizylinder 1.0-Liter-Sauger ein. Der Verbrenner treibt in Kombination mit einem Riemen-Starter-Generator (RSG) und einer unter dem Fahrersitz platzierten Lithium-Ionen-Batterie die Fahrzeuge an.
Der Dreizylinder generiert aus einem Liter Hubraum 51 kW / 70 PS. Der neue Saugmotor entwickelt zudem ein maximales Drehmoment von 92 Newtonmetern bei 3.500 Touren plus 20 Nm elektrisches Drehmoment .
Über eine Stopp-Start-Automatik verfügte auch schon der Vorgänger, doch der jetzt verbaute Riemen-Starter-Generator im 12-Volt-Bordnetz sorgt für eine noch raschere und vibrationsfreiere Funktionsweise und übernimmt die Funktion des Startermotors. Die Emissionsklasse Euro 6d erfüllen die beiden Hybridmodelle dank wassergekühlter Abgasrückführung auch ohne Otto-Partikelfilter.
Das RSG-System rekuperiert sowohl beim Bremsen als auch im Schubbetrieb. Die daraus resultierende elektrische Energie wird in der Batterie gespeichert, die über eine Kapazität von 11 Ampere verfügt.
Interessant, beim Fiat Hybrid ist es möglich den Gang bis Tempo 30 herauszunehmen, den Leerlauf einzulegen und das Fahrzeug segeln zu lassen, schaltet sich der Verbrenner-Motor dann völlig ab. Zu diesem Vorgang fordert Sie das Hybridmodell mit einem entsprechenden Symbol im Instrumentenfeld auf.
Zugegeben, dieser Vorgang ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und leider kamen wir bei dem ständigen Stopp-and-Go-Verkehr nur selten dazu das Fahrzeug segeln zu lassen. Und auch rekuperieren konnten wir kaum, womit wir das Einsparpotential des Hybrid bei unserer ersten Testfahrt leider nicht erfahren konnten. Die von Fiat gewählte Teststrecke lässt die Hybridmodelle mit einem gemessenen Durchschnittsverbrauch von 7 bis 7,5 Liter leider nicht glänzen. Nahm der ständige Stopp-and-Go-Verkehr endlich ab und wir waren letztlich auch raus aus der Stadt, erreichten wir zumindest noch einen Durchschnittsverbrauch von 5,3 Liter. Für einen wirklich aussagekräftigen Wert, wäre unsere ausführliche Testfahrt nötig. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Fiat bei 3,9 Liter, der CO2-Ausstoß beläuft sich auf 88 g/km beim Fiat 500 Hybrid, bzw. 89 g/km beim Fiat Panda Hybrid.
Die Hybrid-Modelle geben aber nicht nur die Empfehlung in den Leerlauf zu schalten, auch die klassische Schaltpunktanzeige wird hierüber angezeigt. Die Grafik liefert zudem Infos über die Funktionsweise und animiert zu einer bewusst sparsamen Fahrweise.
Ohnehin vermitteln beide Fahrzeuge nur in der Stadt ein ausreichend spritziges Fahrgefühl, denn sobald wir diese verlassen, geht es spürbar zäher voran. Die 3,6 kW bzw. 4,9 PS des RSG unterstützen den Verbrenner eindeutig nur im unteren Geschwindigkeitsbereich. Für 0-100 km/h genehmigt sich der 500er 13,8 Sekunden, der Panda sogar fasst eine Sekunde mehr. Die maximale Höchstgeschwindigkeit ist bei 167 Stundenkilometer erreicht, der Panda wird 155 km/h schnell.
Mit der enormen Laufruhe können die beiden Modelle allerdings rundum überraschen und begeistern. Zudem lässt sich der Dreizylinder unglaublich niedertourig fahren. Bei Tempo 30 ist der Hybrid bequem im vierten Gang zu bewegen, bei Tempo 45 bin ich schon im fünften Gang. Da ruckelt und murrt nichts. Tritt er beeindruckend kultiviert seine Arbeit an.
Und wenn die Hybrid-Fahrzeuge auch wunderbar schaltfaul zu fahren sind, die Schaltvorgänge gehen angenehm von der Hand, schön, dass Fiat ein Sechsgang-Schaltgetriebe verbaut hat.
Mit der Elektrifizierung setzt FIAT auf eine Nachhaltigkeitsphilosophie die sich aber nicht nur im Antrieb bemerkbar macht. Die Sitzbezüge sind komplett aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Ob Fiat 500 oder Fiat Panda Hybrid, die Bezüge enthalten 10 Prozent Kunststoff, der aus dem Meer gefischt wurde, und 90 Prozent Recycling-Material aus Quellen an Land.
Die Launch Edition setzt mit geringem Rohstoffverbrauch neue Maßstäbe und zeigt Respekt für die Umwelt. Wirklich ein tolles Zeichen, das Fiat mit der SEAQUAL INITIATIVE setzt.
SEAQUAL® kann bereits Projekte mit IKEA, EPSON oder Jack Wolfskin vorweisen und tragen dazu bei, die Ozeane von Meeresabfällen zu befreien, indem es die Umwandlung von Meereskunststoff in wunderschöne neue hochwertige Verbraucherprodukte aus SEAQUAL® YARN herstellt, einer hochwertigen Polyesterfaser aus 100% Recyclingmaterial, die aus Upcycled Marine Plastic und Post-Consumer-PET aus landbasierten Quellen hergestellt wurde. Letztere Kunststoffabfälle (meist PET) werden für die folgende Verarbeitung zunächst zu Flocken zerkleinert. Die unterschiedlichen Komponenten werden nun im Webeprozess gemischt und anschließend mit umweltfreundlichen Methoden gefärbt und veredelt. Die Produkte verfügen stets über eine Materialrückverfolgbarkeit und Zertifizierung.
Die SEAQUAL INITIATIVE hat aktiv zur Rückgewinnung von mehr als 500 Tonnen Meeresmüll aus unserer Meeresumwelt beigetragen und wird diese Menge in diesem Jahr fast verdoppeln. FIAT trägt nun ebenfalls dazu bei.
Auf optische Veränderungen verzichtet Fiat und kennzeichnet die Sondermodelle der „Launch Edition“ lediglich mit einem „Hybrid“-Schriftzug am Heck sowie einem speziellen Logo das im Cockpit an der Mittelkonsole zu sehen ist. Beide Hybrid-Modelle werden in der exklusiven Karosseriefarbe „Tau Grün“ ausgeliefert, diese Lackierung findet sich darüber hinaus im Innenraum wieder.
Der Hybrid-Aufpreis liegt bei sehr fair positionierten 500 Euro, dieser soll sich laut Fiat dank günstigere Steuern und berücksichtigter Spritersparnis von 20 bis 30 Prozent bereits nach einem Jahr amortisiert haben.
Der Panda Hybrid startet zu Preisen ab 13.490 Euro und zwar in der City Cross Variante, ist alternativ als City Cross Plus, in der Version Trussardi oder in der von uns gefahrenen Launch Edition erhältlich, für die Sie 15.190 Euro investieren müsstest. Die offroadtauglichen Panda Ausführungen sind nicht mit dem Hybridantrieb kombinierbar, ebenso die Einstiegsversionen Easy und Lounge.
Der Fiat 500 Hybrid ist mit einem Basispreis von 13.990 Euro aufgeführt, eine Motorenalternative gibt es in der Basisversion Pop nicht mehr. Dafür ist der Hybrid mit allen Ausstattungen (Pop, Lounge, Star, Rockstar) und Karosserievarianten kombinierbar. Für die Fiat 500 Hybrid Limousine berechnen die Italiener in der Launch Edition 17.990 Euro, der Cabrioaufschlag liegt bei 2.600 Euro.
Stand: Februar 2020; Test: auto-reise-creative; Fotos: a-r-c / FIAT