Nicht nur Alfisti werden die neue Mittelklasse-Limousine Giulia lieben! Die Italiener besinnen sich wieder auf die legendären Wurzeln und Werte der Marke Alfa Romeo und dabei ist nicht nur das Topmodell Giulia Quadrifoglio leidenschaftlich und begehrenswert. Mit der rassigen Giulia ist Alfa Romeo „das Comeback“ gelungen, den Erfolg aber auch den Neid deutscher Mitbewerber haben die Italiener wahrlich verdient hat.
Limousinen setzen nicht unbedingt auf ein aufregendes Äußeres, doch die neue Alfa Romeo Giulia steht für Sinnlichkeit wie kein anderes Fahrzeug in diesem Segment. Weckt das Blechkleid bereits im Stand pure Emotion und gibt einem das Gefühl von Bewegung und Dynamik.
Aggressiv und doch sanft zugleich, haben sich die Designer für ein Formenspiel entschieden, das dem Betrachter sämtliche Reize entlockt. Dabei präsentieren sich die Italiener absolut neu und doch typisch Alfa Romeo. Kernelemente wie das Scudetto (der trapezförmige Kühlergrill) dürfen da natürlich nicht fehlen.
Nicht missen wollen wir auch die scharf gezeichneten Leuchten vorn und hinten oder aber die Gewichtsverteilung von 50:50 und die damit verbundenen und sehr ausgewogenen Proportionen.
Unabhängig von der gewählten Farbe, ist die neue Giulia ein Hingucker, besonders natürlich als Topmodell Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio, das exklusiv in den Dreischicht-Lackierungen Bianco Trofeo und Rosso Competizione erhältlich ist und mit speziellen Stoßfängern, Schwellern sowie einem Heckdiffusor inklusive 4-flutiger Sport-Abgasanlage und dem schicken Active Aero Splitter aus Kohlefaser noch eins drauf setzt.
„Ohne Herz wären wir nur Maschinen“ – Schlägt mit dem 375 kW / 510 PS starken V6-Bi-Turbo-Benziner im Quadrifoglio ein wirklich ganz besonderes Herz. Mit Wurzeln aus der Ferrari-Schmiede haben die Italiener hier nicht nur den schnellsten Alfa (Straßenfahrzeug) auf die Räder gestellt, sie haben auch einen besonderen Fokus auf Leichtbau gesetzt.
Während der Motor vollständig aus Aluminium gefertigt wurde, wie auch die Türen und die Kotflügel, ist bei dieser Giulia auch die Motorhaube, das Dach, der Frontsplitter oder beispielsweise die Kardanwelle aus Kohlefaser gefertigt. Somit kommt die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio auf ein Trockengewicht von 1.524 Kilogramm, das durch optional verfügbare Komponenten wie den Bremsscheiben aus Keramik-Kohlefaser-Verbundmaterial oder den speziellen Schalensitzen mit Kohlefaser-Rahmen sich sogar noch weiter drücken lässt.
Aber genug Theorie, nun wird endlich die rote Motorstart-Taste gedrückt – angebracht direkt am Lenkrad!
Die unglaublichen 510 Pferdchen sind bereit auf die Jagd zu gehen. Fest im Visier, der C 63 AMG aus Affalterbach und das bayerische Pendant M3. Die schöne Giulia hat übrigens den BMW bereits auf der Nordschleife des Nürburgrings hinter sich gelassen.
Wenn auch nicht auf der Nordschleife, so konnten wir uns doch auf der Grand-Prix-Strecke austoben. Wir fahren also zurückhaltend – und den Regeln entsprechend 😉 – aus der Boxengasse hinaus, doch dann ist es auch schon soweit, das Gaspedal durchgetreten und brachial schießt Alfas Giulia nach vorn, 510 PS und ein maximales Drehmoment von 600 Newtonmeter lassen diese Giulia in gerade mal 3,9 Sekunden von Null auf Tempo 100 beschleunigen. Und im Nu geht es auch schon durch die erste Schikane, das Spaßpotential steigt und steigt. Der Quadrifoglio hängt gierig am Gas, setzt jeden Gasbefehl in pure Beschleunigung um, 307 Stundenkilometer wären maximal drin.
Dabei entströmt der Giulia ein wunderschön kerniger und satter V6-Sound und der animiert, animiert, animiert…
Ich verschmelze förmlich mit dem Fahrzeug, das Handling der Giula ist einfach hervorragend, die perfekte Gewichtsverteilung wie auch das elektronisch gesteuerte Hinterachsdifferenzial (Alfa Torque Vectoring) machen es möglich, einen Allradantrieb vermissen wir zu keiner Zeit. Heckantrieb ist derzeit übrigens bei allen Modellen Serie.
Der aktive Frontspoiler, genannt Alfa Active Aero Splitter, bleibt dagegen dem Topmodell vorbehalten und sorgt bei den geforderten hohen Geschwindigkeiten für eine noch bessere Bodenhaftung.
Den Anforderungen entsprechend, haben die Verantwortlichen auch die Fahrdynamikregelung neu abgestimmt. Das System regelt sowohl die Traktionskontrolle, die Lenkung wie auch die Gasannahme und das Getriebe. Apropos, die Achtgang-Automatik von ZF ist für das Topmodell ab September zu haben und ersetzt wenn gewünscht den knackigen Sechsgang-Handschalter.
Wählen kann der Fahrer auch hier zwischen den Modi „Dynamic“, „Natural“ und dem ohnehin neu aufgelegten „Advanced Efficient“-Modus. Besonders reizvoll ist beim schnellsten Alfa aber natürlich der „Race“-Modus, der exklusiv der Fahrdynamikregelung Alfa D.N.A. Pro zur Verfügung steht.
Ist dieser aktiviert, steht dem puren Fahrfeeling nichts mehr im Wege, auch Drifts sind nun ein leichtes. Natürlich ist die Giulia nun giftiger, doch gerade der geübte Fahrer kann hier noch mal alles ausreizen. Bei Nässe sollte man vernünftigerweise aber wieder in den Dynamic-Modus wechseln, bietet die Italienerin auch hier unglaublichen Fahrspaß, aber setzt dank aktivierter Systeme auch auf Sicherheit. Was gerade der Ungeübte sehr zu schätzen lernt.
Wer seine Giulia fordert, muss sich natürlich auch auf die Bremsen verlassen können. Eine standfeste Anlage mit integriertem Bremssystem ist bereits von Haus aus verbaut. Für 7.300 Euro kann das 510 PS starke Topmodell aber auch mit einer Brembo Karbon-Keramik-Bremsanlage ausgestattet werden. Beißt die schöne Giulia nun noch fester zu und kommt in 32 Metern aus Tempo 100 heraus zum Stehen.
Der vor Kraft strotzende V6 begeistert zwar ungemein, doch es muss natürlich nicht immer das stärkste Pferd im Stall sein. Fehlt es auch den anderen Giulias nicht an dem nötigen Temperament. Und so wechseln wir von der Rennstrecke mit den „Vernunft“-Motoren auf die offizielle Straße.
Zunächst wird es drei Leistungsstufen des 2,2-Liter-Diesel geben. Während die Einstiegsvariante auf 136 PS kommt und stets an das Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt ist, sind die beiden stärkeren Version mit 150 und 180 PS auf Wunsch auch mit der sehr empfehlenswerten ZF-Achtgang-Automatik erhältlich.
Schon im Herbst wird das Portfolio um einen 210 PS Diesel ergänzt, außerdem wird Alfa Romeo mit Allradmodellen und zwei Benzinaggregaten nachlegen, die mit einem Hubraum von 2,0 Liter auf 200 und 280 PS kommen.
Doch zurück ins hier und heute, haben die Italiener auch beim Dieseltriebwerk einiges neues zu berichten. Erstmals komplett aus Aluminium gefertigt, konnten wir die 180 PS (132 kW) Variante des neu konstruierten Vierzylinders erfahren.
Während die Selbstzünder auf ein maximales Drehmoment von 380 Newtonmeter kommen, legt der Topdiesel in Verbindung mit der Automatik mit 450 Newtonmeter bei 1.750 Touren noch eins drauf.
Damit spurtet die Giulia 0,4 Sekunden schneller als die handgeschaltene Variante, die für den Spurt von 0 auf Tempo 100 7,2 Sekunden benötigt. Unabhängig vom Getriebe, wird der Topdiesel 230 km/h schnell.
Fahrspaß und ein agiles Kurvenverhalten lässt somit auch diese Giulia nicht vermissen, zudem verspricht der Hersteller bei den Dieselmotoren Verbrauchswerte von 4,2 Liter sowie einen CO2-Ausstoß von 109 g/km.
An dieser Stelle auch noch ein Wort zur Effizienz des Quadrifoglio, mittels elektronisch gesteuerter Zylinderabschaltung kann Alfa den Kraftstoffverbrauch in Kombination mit dem Handschalter laut eigener Aussage auf bis zu 8,5 Liter reduzieren, was einem CO2-Wert von 198 Gramm pro Kilometer entspricht.
Doch werfen wir nun einen Blick in die schöne Giulia.
Was die Qualität der Materialien und deren Verarbeitung anbelangt, mag Alfa Romeo zwar nicht an BMW und Mercedes heranreichen, doch mit dem aufgeräumten Cockpit, dem gewählten Design und der stimmigen Ausrichtung weiß Alfas Giulia auch im Innenraum zu gefallen.
Und dabei überrascht die Mittelklasse-Limousine, wirkt doch beispielsweise das Interieur der Giulietta wesentlich verspielter und weniger aufs Wesentliche reduziert.
Dass sich die Italiener mehr an den Premium-Mitwerbern orientiert haben, als an den bisher eigenen Modellen, zeigt auch der Dreh-Drück-Controler in der Mittelkonsole und der bis zu 8,8 Zoll große Farbbildschirm auf, bei dem es sich allerdings nicht um einen Touchscreen handelt!
Mit Connect Nav 3D hat Alfa Romeo zudem eine Benutzerschnittstelle (Human Machine Interface HMI) der neuesten Generation geschaffen und erlaubt eine drahtlose Vernetzung vom eigenen Smartphone oder Tablet mit dem Fahrzeug, dabei unterstützten die Italiener Apple iOS- und Andriod-basierte Betriebssysteme.
Eine Freisprechanlage, digitaler Radioempfang (DAB) und eine Audioanlage sind ebenso enthalten, wie das TomTom Navigationssystem mit dreidimensionaler Darstellung. Connect 3D Nav füttert den Fahrer auch mit fahrstilrelevanten Daten und gibt Auskunft über diverse Einstellungen, sei es die Fahrdynamikregelung AlfaTM D.N.A. oder AlfaTM D.N.A. Pro betreffend.
In der Instrumenteneinheit bekommen Sie auf das zentrale Digital-Display – abhängig von der Ausstattung mit 3,5 oder 7,0 Zoll Bildschirmdiagonale – außerdem weitere Informationen dargestellt.
Noch kurz ein Wort zum Platzangebot und Kofferraum. Nimmt dieser mit 480 Liter für seine Klasse ausreichend Gepäck auf, reisen wir auch auf der Rückbank der Giulia sehr bequem, selbst als Großgewachsener sitzt man hier nicht beengt. Doch jetzt ganz schnell wieder nach vorn auf den Fahrersitz, den zweifelsohne schönsten Platz.
Und ganz besonders im Falle der verbauten Sportschalensitze von Sparco. Aus Carbon gefertigt und mit feinstem Leder/Alcantara überzogen, sind diese für 3.490 Euro im Topmodell der Baureihe zu haben. Zwar gibt es auch an den serienmäßigen Sportsitzen nichts zu meckern, doch dieses Gestühl ist wahrlich das i-Tüpfelchen.
Der Quadrifoglio hebt sich des weiteren durch das exklusive Sportlenkrad mit „rotem“ Motor-Start-Knopf, speziellen Dekorleisten und weiteren Carbon-Elementen ab.
Aber auch das 136 PS starke Einstiegsmodell, erhältlich ab 33.100 Euro, hat von Haus aus einiges zu bieten, sei es eine Zweizonen-Klimaautomatik, der Regen- und Lichtsensor, die Fahrdynamikregelung DNA, die elektromechanische Parkbremse etc..
Und auch was die Sicherheit anbelangt, enttäuscht die Alfa Romeo Giulia nicht. Angefangen bei der Geschwindigkeitsregelanlage inkl. –begrenzer bis hin zum Kollisionswarnsystem mit autonomer Notbremsfunktion und Fußgängererkennung, selbst der Spurhalteassistent ist hier stets serienmäßig an Bord.
In Verbindung mit dem aufpreispflichtigen Assistenz-Paket kann die Basisversion (+ 1.760 Euro) und die Giulia Super (+ 1.280 Euro) darüber hinaus mit einer Rückfahrkamera mit dynamischen Führungslinien, einem Fernlichtassistent, dem Totwinkel-Assistenten inklusive Bewegungserkennung hinten, dem automatisch abblendenden Innen- und Außenspiegel wie aber auch Parksensoren aufwarten. Die dritte und somit höchste Ausstattungslinie enthält all diese Features bereits ohne Aufpreis.
Zugegeben, das Topmodell schlägt auf den ersten Blick mit 71.800 Euro preislich zu, ist doch das Einstiegsmodell fast vierzigtausend Euro günstiger und auch die dazwischen positionierte „Super“-Variante rangiert mit 35.900 bis 39.650 Euro (abhängig von der Motorisierung, ab der 2.2 Diesel-Version mit 150 PS wählbar) weit darunter … Doch der Quadrifoglio ist auch aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten.
Ist der Preis zwar für einen Alfa Romeo zunächst ungewohnt ambitioniert, hat die Power-Giulia aber auch so einiges in petto und bietet mit seinen gewaltigen 510 PS den deutschen „Sportlern“ mühelos paroli. Mit der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio haben die Italiener unserer Meinung nach das perfekte Gesamtpaket geschnürt.
Doch keine Sorge, betont sportlich kommt Ihre Giulia nicht zwingend nur als Quadrifoglio daher. Mit entsprechendem Paket (verfügbar für die Ausstattungslinie Super) ist der Alfa Romeo mit einem Sportlenkrad, Sportpedalen aus Aluminium, einer spezifischen Dekorleiste an der Armaturentafel, sowie Aluminium-Dekor an der Mittelkonsole und den Türen und Zierleisten in glänzendem Schwarz an den Fensterrahmen und sogar lackierten Bremssätteln, wahlweise in schwarz, rot oder gelb verfügbar, ausgestattet.
Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht, eine Scheinwerferwaschanlage und LED-Tagfahrlicht sind im Ausstattungsumfang ebenfalls enthalten und das zu einem Paketpreis von zweitausend Euro.
Wer möchte, kann aber auch für weitere 2.200 Euro das mechanische Sperrdifferenzial und das aktive Fahrwerk mit elektronischer Stoßdämpferregelung hinzuordern.
Stand: Juni 2016; Test und Fotos: auto-reise-creative