Der Winter steht unmittelbar vor der Tür und bevor wir uns auf Glühwein, Spekulatius und Co. einstellen, blicken wir doch lieber noch einmal auf den Sommer zurück, der uns mit dem Fiat Spider auf bezaubernde Art und Weise versüßt wurde. Doch der 124 Spider muss auch die kalten Jahreszeiten nicht scheuen und so gönnen Sie sich mit dem italienischen Roadster ein 365-Tage-Sommer-Update.
Karosserie/Design
Der Fiat 124 Spider paart diesen gewissen Italo-Charme auf ganz besondere Weise mit der Leidenschaft eines reinrassigen Roadsters und transportiert zugleich die wunderschönen Gene des Ur-Spiders aus den sechziger Jahren auf moderne Art und Weise in die Neuzeit. Womit Fiat kurz gesagt, der perfekte Wurf gelungen ist.
Setzt der Spider auf klassische Roadster-Tugenden. Angefangen bei diesen unglaublich sinnlichen Proportionen – die uns immer und immer wieder ins Schwärmen geraten lassen – bis hin zum Verdeck.
Denn ganz zu unserer Freude, verzichtet Fiat nicht nur auf ein Stahlklappdach, selbst von einer elektrischen Betätigung des Stoffverdecks haben die Italiener abgesehen und uns damit mehr als beeindruckt. So öffneten wir das Softtop ganz bequem per Hand vom Fahrersitz aus und mussten lediglich den Verdeckhebel entriegeln, das Dach nach hinten schubsen und einrasten lassen. Das alles war in gerade mal zwei Sekunden passiert und der Kraftaufwand war minimal. Das Verdeck schloss dabei bündig ab und machte somit glücklicherweise ein lästiges Aufziehen einer Persenning unnötig. Und während andere noch überlegen „ach soll ich die Kapuze lüften“, ist es hier schon längst passiert. Womit Sie auch im Winter jede Sekunde Sonne genießen können. Und gerade zu dieser Jahreszeit gilt es doch jeden Sonnenstrahlen einzufangen und Energie zu tanken.
Selbst um das Verdeck wieder zu schließen, müssen Sie nicht aussteigen. Hat sich Fiat doch einen cleveren Federmechanismus einfallen lassen, der uns beim Hochziehen des Verdecks entgegenkommt. Zusätzlich sorgten die automatisch um 140 mm abgesenkten Scheiben für Erleichterung, womit das Softtop ebenso schnell wieder geschlossen war. Nach einer elektrischen Verdeckbetätigung sehnt man sich hier wirklich nicht mehr! Im Gegenteil, würden wir diese Konstruktion jeder Elektronik vorziehen.
Innenraum/Kofferraum
Wenn auch nicht gänzlich ohne Macken, so verzeihen wir dem Spider diese kleinen Schönheitsfehler. Das gilt auch für die schwache Beleuchtung. Wer den Kofferraum das erste mal und unwissend bei Nacht öffnet, der tappt zunächst im Dunkeln. Nur wer weiß, wo er bei Nacht Hand anlegen muss, kann eine kleine Leuchte mit einem Schalterklick anknipsen. Und auch im Innenraum setzt der Spider eher auf schummriges Licht.
Und auch im knackigen Cockpit gibt es den ein oder anderen kleinen Makel, sei es beispielsweise die unschöne und antiquierte Handbremse auf Seite des Beifahrers oder die gänzlich fehlenden Ablagen. So suchen wir im Spider ein Handschuhfach ebenso vergebens wie Fächer in den Türen. Einzig eine sehr kleine Ablage mit Deckel in der Mittelkonsole und ein verschließbares Fach zwischen den Sitzen finden wir vor. Und auch die Sonnenblenden aus unübersehbarem Hartplastik machen nicht wirklich viel her, verfügen aber immerhin über Spiegel auf beiden Seiten.
Aber ganz ehrlich, diese kleine Macken konnten unsere Begeisterung nun wirklich nicht schmälern! Waren diese bei einem Blick über diese wunderschön lang geformte Motorhaube ohnehin gleich vergessen.
So erfreuten wir uns doch viel lieber darüber, in den Fiat 124 Spider wie in einen Maßanzug zu schlüpfen. Natürlich ist der Einstieg sehr tief, doch genau das erwarten wir doch auch bei einem Roadster. Gleiches gilt für die knackig schöne Cockpit-Atmosphäre, dennoch saß ich mit meinen schmal geschnittenen 1,80 Meter in dem für mich perfekt ausgeformten Gestühl keineswegs beengt.
Wenn man allerdings so nah am Boden sitzt, blenden einen in der Nacht die anderen Verkehrsteilnehmer doch sehr, ein automatisch abblendbarer Innenspiegel wäre hier ein durchaus lohnenswertes Feature gewesen, auch hier ist Handarbeit angesagt – aber gut, den einen Hebel umgelegt und fertig.
Uns persönlich sagte die reduzierte Cockpit-Gestaltung sehr zu, vermittelte uns auch diese den rassigen Roadster-Flair. Ebenso das handliche Sportlenkrad und der wunderbar kurze Schalthebel. Wenn auch an der ein oder anderen Ecke Hartplastik zu erkennen war, schaffte Fiat mit großzügig verbauten angreiffreundlichen Soft-Touch-Materialien einen Ort zum Wohlfühlen.
Im Grunde auf den Fahrer zugeschnitten, rückte einzig der viel zu groß geratene Handbremshebel und der sieben Zoll große Touchscreen Richtung Beifahrer ab. Ansonsten fanden wir am optionalen Infotainmentsystem großen Gefallen. Konnten wir uns hierüber perfekt mit dem 124 Spider vernetzen und sogar in die weiten Welten des Internets hätten wir eintauchen oder aber auf unsere soziale Netzwerke zugreifen können.
Vielmehr nutzten wir jedoch die enorme Anzahl von digitalen Radiosendern und die Möglichkeit ganz bequem auf unsere Musikbibliothek zugreifen zu können. Womit wir zu einem wirklich sehr lohnenswerten Extra überleiten möchten, dem für sehr faire 700,- Euro erhältlichen Bose Premium-Soundsystem. Hiermit ist purer Hörgenuss garantiert, fährt die Anlage mit einem Subwoofer und neun Lautsprechern auf, befinden sich darunter tatsächlich zwei Hochtöner und vier in die Kopfstützen integrierte Boxen. Auf diese greift nebenbei bemerkt auch die Bluetooth-Freisprechanlage zu, womit selbst Telefonate im geöffneten Zustand auf der Autobahn bequem möglich waren.
Während der Fahrt konnten wir uns außerdem mittels gut funktionierender Spracherkennung durch das Menü manövrieren oder uns aber eingehende SMS vorlesen lassen.
Wir würden den Spider in jedem Fall um den optional erhältlichen Getränkehalter aufrüsten, doch ist dieser nicht an Bord, wird es schwierig offene Getränke mit auf Reisen zu nehmen – sollte der Beifahrer nicht die Aufgabe des Getränkehalters übernehmen, sogar unmöglich.
Ablagefächer für den Innenraum gibt es auch nicht gegen Aufpreis, dafür haben wir aber erstaunlich viel im Kofferraum untergebracht. Wenn die 140 Liter zunächst auch nicht nach viel klingen, so waren wir mit dem Fiat 124 Spider sowohl für den Großeinkauf oder aber mit entsprechendem Gepäck auch für den Kurzurlaub bestens gerüstet.
Dabei konnten wir das Ladeabteil bis oben hin voll machen, denn ob das Dach nun offen oder geschlossen war, der Stauraum blieb unabhängig davon bestehen. Zwar sind die Gepäckstücke von oben einzuladen und somit etwas höher zu wuchten, doch da das Fahrzeug selbst an seiner höchsten!! Stelle gerade mal auf 1.233 Millimeter kommt, relativiert sich die Höhe der Ladekante wieder. Nichts desto trotz mussten wir das Gepäck weit von unten herausheben, was nicht unbedingt rückenfreundlich aber selbst mir Bandscheibengeschädigte nicht wirklich negativ aufgestoßen ist.
Komfort/Fahrwerk/Bremsen
Breit und flach, wie er bereits optisch dicht über dem Asphalt kauert, so satt ist auch seine Straßenlage.
Gerade wenn wir den Roadster mit seiner ausgewogenen Front-Heck-Gewichtsverteilung und dem sehr niedrigen Fahrzeugschwerpunkt durch die engste Kurve gejagt haben. Kam auch hier wieder dieses pure Roadsterfeeling auf. Gerade der geübte Fahrer findet bei deaktiviertem ESP großen Gefallen am Spiel mit dem Heck und erlebt Kurvenfahrten besonders intensiv. Teuren Sportwagen zeigten der Fiat 124 Spider und wir gerne mal, wo der Hammer hängt.
Dank der elektrischen Servolenkung, die meine Lenkbefehle wunderbar direkt und sehr exakt umgesetzt hatte und dieser wirklich grandiosen Straßenlage, setzte der Fiat 124 Spider in punkto Handlichkeit und Performance auf 100% Fahrspaß, die Rückmeldung die er uns gab, war großartig.
Wenn der Spider auch knackig straff daher kam, so verzichtete er völlig auf brutale Härte und federte Straßenunebenheiten überraschend gut weg.
Und wie schön es auch war, den sportlichen Ritt anzutreten, so haben wir uns nur zu gern bei entspannter Fahrweise den Wind um die Nase wehen lassen. Apropos, der von Haus aus und dezent verbaute Schutz aus Kunststoff hat uns störenden Wind selbst bei höherem Tempo erfolgreich vom Hals gehalten. Bei kühleren Nächten heizte uns zudem die dreistufige Sitzheizung ordentlich ein.
Autobahnpassagen sind aber keineswegs ausgeschlossen, wird der 124 Spider immerhin 217 Stundenkilometer schnell und bleibt auch dann rein fahrwerksseitig gesehen angenehm ruhig, nur der Geräuschpegel wird bei geschlossenem Verdeck laut und brummig.
Motor/Getriebe
Immer wieder begeistert hat uns, wie Fiat es geschafft hat, ohne große PS-Zahlen unter der Haube für diesen unglaublichen Fahrspaß zu sorgen. Natürlich ist der 124 Spider ein Leichtgewicht, doch das 140 PS wirklich so ein spritziges Fahrverhalten auf die Straße bringen …
Während wir den Spider in der Stadt ganz entspannt sogar im fünften Gang bewegt haben, entlockten wir nach passieren des Ortsschildes dem Italiener jegliche Reize und drehten ihn nur zu gern hoch. Nach einem wirklich klitzekleinen Turboloch schoss der Italiener nach vorn, das maximale Drehmoment von 240 Newtonmeter lag nun voll an und sorgte für großartigen Vorwärtsdrang. 7,5 Sekunden sagte die Uhr an, für den Sprint aus dem Stand heraus bis Tempo 100.
Die Gänge klackten nur so durch die kurz geführte Schaltkulisse, den wunderbar kurzen Schalthebel gaben wir dabei nur selten aus der Hand, lag der Arm auf der Mittelkonsole auch nur zu bequem auf.
All unser Glück wurde auch an der Zapfsäule nicht getrübt. Denn die von Fiat angegebenen 6,4 Liter sind keineswegs einfach nur so daher geredet. Selbst wenn wir der italienischen Rassigkeit nicht widerstehen konnten, gönnte sich der Fiat 124 Spider lediglich einen Liter mehr. Womit uns der Roadster ein weiteres mal überraschen und für sich einnehmen konnte.
An Traumautos mangelt es dem automobilen Markt keineswegs, doch meist ist es das liebe Geld, dass diese Träume auf brutale Weise wie eine Seifenblase zerplatzen lässt. Doch nicht so beim 124 Spider … hier wird sich manch einer die Augen reiben, kann das wirklich wahr sein … und ja, es kann! Erfüllt sich der Traum bereits ab 24.990 Euro.
Und selbst so gut bestückt wie unser Testwagen in der Topvariante Lusso ab 26.990 Euro und mit den enthaltenen Optionen nun mal war, hat er mit der Ghiaccio Weiß Dreischicht-Sonderlackierung, der Bose-Anlage, dem Fiat Connect 7“-Touchscreen, dem Premium- und Sicht-Paket nur knapp die 30.000 Euro Marke überschritten und war dann nahezu vollausgestattet.
Finden sich im Zubehörkatalog lediglich noch solch Features, wie der Getränkehalter, ein Gepäckträger für den Kofferraumdeckel oder silberne Außenspiegel-Abdeckkappen … allesamt Extras die den Preis nicht wesentlich in die Höhe treiben.
Stand: November 2017; Test und Fotos: auto-reise-creative