Mit dem Concept Car Symbioz präsentiert Renault dieser Tage auf der IAA eine ganz besondere Neuheit. Mit ihm demonstriert Renault, wie autonome, vernetzte und elektrische Mobilität im Jahr 2030 aussehen könnte. Die Besonderheit: die einzigartige Studie ist integraler und funktionaler Bestandteil eines futuristischen Konzepthauses, das ebenfalls in Frankfurt zu sehen ist. Das Renault Konzept verschmilzt die Fahrzeugstudie Symbioz und das Eigenheim zu einer funktionalen Einheit, in der beide Komponenten zum komfortablen und individuellen Wohn- und Lebenserlebnis beitragen. Haus und Auto sind engmaschig miteinander verknüpft und teilen das Energiemanagement ebenso wie den Informationsfluss zu sämtlichen Parametern des Alltags miteinander.
Während der Symbioz zu Hause modularen Wohnraum bietet, vermittelt er mit seinem Interieur, das sich an modernen Architektenhäusern orientiert, unterwegs das Gefühl, die eigenen vier Wände nicht verlassen zu haben.
Wesentliche autonome Funktionen des Symbioz wird Renault mit dem deutlich seriennäheren Symbioz Demonstrationsfahrzeug testen, das vernetzt, mit vollautonomen Fahrfunktionen und reinem Batteriebetrieb einen Ausblick in das Jahr 2023 gibt. Noch in diesem Jahr sind erste Straßentests mit dem Democar geplant.
Mit einer Länge von 4,7 Metern und einer Breite von 1,98 Metern verfügt der Symbioz über die Maße einer gehobenen Limousine. Seine Höhe von 1,35 Metern entspricht derjenigen eines Sportwagens. Die weit öffnenden und weitgehend transparenten Türen erlauben es, die wegweisende Studie als zusätzlichen Wohnraum nahtlos in das Renault Konzepthaus einzubinden.
Über eine mobile Plattform lässt sich der Symbioz in das Obergeschoss transportieren. Auf der Terrasse können die Hausbewohner ihn als gemütlichen Rückzugsort zur Entspannung oder als abgeschlossene Kapsel zum konzentrierten Arbeiten nutzen.
Wird der Symbioz geöffnet in das Erdgeschoss eingebunden, dient er als Wohn- und Durchgangsraum, den die Bewohner als Treffpunkt und zum Austausch nutzen können.
Der Symbioz kombiniert auf einzigartige Weise architektonische Linienführung mit der klassischen Formensprache eines Automobils. Die nahezu frei schwebende und transparente Dachkonstruktion ermöglicht ein lichtdurchflutetes Ambiente wie in großen Zimmern mit breiten Fensterfronten. Die Scheiben aus Glas und Polycarbonat wurden einem speziellen Kristallverfahren unterzogen, das für maximale Lichtdurchlässigkeit sorgt.
Bei der Verbindung von Dach und Chassis kam ein Hightech-Verfahren zum Einsatz, das auf kleinster Fläche höchste Festigkeit ermöglicht. Dadurch bleibt möglichst viel Raum für die transparenten Fensterflächen. Im Fahrzeugunterbau findet sich hingegen die unverwechselbare Renault Designsprache mit fließenden Linien und dynamischen Formen wieder. Das Chassis aus kupferfarbener Kohlefaser ist im Frontbereich und an den Flanken glänzend gehalten, zu dem das matt getönte Heck einen spannenden Kontrast bildet. Das Fahrzeugheck bestimmen darüber hinaus die vertikalen, flügelförmigen Steuereinheiten, in denen die Sensoren und Kameras für die autonomen Fahrfunktionen untergebracht sind.
Weiteres eigenständiges Renault Stilmerkmal: die Lichtsignatur der Scheinwerfer in markentypischer C-Form. Die Hecklichter sorgen zudem mit dynamischen Effekten für verstärkte Aufmerksamkeit: Sie leuchten je nach Funktion, zum Beispiel beim Bremsen oder Blinken, an anderen Stellen auf. Das dritte Bremslicht ist in den senkrecht wie eine Finne stehenden, vollständig transparenten Heckspoiler integriert und nimmt die gleichen vertikalen Grafikeffekte auf wie die Nebelschlussleuchte unterhalb des hinteren Stoßfängers. Die Lichtsignatur betonen zusätzlich die hinterleuchteten Renault Markenembleme an Front, Heck und Flanken, die wie schon bei der Studie TreZor im autonomen Modus heller werden.
Die Felgen des Symbioz erinnern mit ihrer filigranen und aerodynamischen Form an Fahrradspeichen. Die speziell von Michelin entwickelten Slimline-Reifen steigern die Energieeffizienz des Symbioz zusätzlich.
Um den Komfort moderner Wohnräume auch im Symbioz zu ermöglichen, verfügt die Studie im unteren Teil über gegenläufig angeschlagene Türen, während sich im oberen, verglasten Teil zwei Portale nach Art von Schmetterlingsflügeln öffnen. Der Verzicht auf die B-Säule gestaltet den Zugang zum Fahrzeug noch großzügiger. Statt sich beim Einstieg zu bücken und am Türrahmen festzuhalten, müssen die Passagiere nur auf den automatisch schwenkbaren Sitzen Platz nehmen, um im Interieur Platz zu nehmen.
Den Innenraum des Symbioz bestimmen zeitlos elegante Materialien, wie sie sich auch in modernen Architektenhäusern finden. Filz, Holz, Marmor und Porzellan erinnern an das vertraute Ambiente der eigenen Wohnräume. Alle Elemente wurden im Hinblick auf Gewicht und Struktur für den Einsatz im Automobil optimiert, behalten dabei aber ihre edle Oberflächenanmutung. Auch die hochwertigen Stoffe der Fahrzeugsitze greifen das Interieur des Renault Konzepthauses auf und entsprechen den Bezügen des Sofas.
Der Innenraum des Symbioz ist bis ins Detail auf maximale Entspannung der Passagiere ausgelegt, während die autonomen Fahrsysteme den Transfer zum gewünschten Ziel durchführen. Sobald der autonome Modus eingeschaltet wird, verschwinden Lenkrad und Lenksäule unter der Armaturentafel, während die Pedale und das breite Glasdisplay um 15 Zentimeter nach außen fahren. Dadurch gewinnt der Fahrer an Raum, um an einem Bildschirm zu arbeiten oder ein Buch zu lesen. Schlüssel, Smartphones und andere Utensilien finden auf der gewonnenen Ablagefläche Platz. Lediglich auf einem kleinen Bildschirm in Augenhöhe bleiben die wichtigsten Fahrparameter präsent.
Reisen mehrere Personen mit dem Symbioz, können Fahrer und Beifahrer ihre Sitze um 180 Grad schwenken und sich den Passagieren der zweiten Reihe zuwenden. Zusammen mit dem ausklappenden Marmor-Metalltisch in der Mitte eine Reminiszenz an die einzigartige Modularität des Espace der ersten Generation.
Zusätzlichen Komfort schaffen kleine, in die Sicherheitsgurte integrierte Touchscreens in Form von Smartwatches. Sie erlauben die Steuerung sekundärer Fahrzeugfunktionen wie die Klimaregelung, Musikauswahl und Lautstärke. Der Fahrer hat darüber hinaus die Möglichkeit, den autonomen Fahrmodus zu deaktivieren.
Die Studie Symbioz und das Konzepthaus sind über das intelligente Stromnetz, das so genannte Smart Grid, ständig miteinander verbunden und profitieren vom gemeinsamen Energiemanagement. Das System ist auf langfristige Energieeffizienz ausgelegt und steuert den Stromfluss entsprechend den Bedürfnissen der Hausbewohner. Sind innerhalb der kommenden 48 Stunden keine längeren Fahrten vorprogrammiert, hält die Batterie des Symbioz lediglich eine Mindestladung für Kurzstrecken aufrecht. Die restliche Energie fließt in das Hausnetz ein und kann beispielsweise in Zeiten hohen Verbrauchs für Beleuchtung, Bildschirme oder Haushaltsgeräte verwendet werden. Ebenso lässt sich bei einem Stromausfall der Engpass komfortabel mit der Fahrzeugbatterie überbrücken.
Steht hingegen eine Wochenendausfahrt mit dem Symbioz auf dem Programm, wird die Batterie von Freitag auf Samstag voll aufgeladen, während gleichzeitig die Heizung im Haus runtergeregelt wird. Ein Bildschirm im Haus informiert jederzeit über den Energiestatus.
Symbioz Studie und Symbioz Demonstrationsfahrzeug basieren auf einer komplett neu entwickelten Plattform für Elektrofahrzeuge. Für den Antrieb sorgen in beiden Concept Cars je zwei gewichtsoptimierte Elektromotoren mit Permanentmagnet. Die Aggregate befinden sich direkt an der Hinterachse und leiten ihre Kraft jeweils getrennt an ein Hinterrad. Vorteil dieser Auslegung ist eine optimale Traktion. Durch den doppelten Heckantrieb entfallen außerdem störende Antriebseinflüsse auf die Lenkung. Schließlich lässt sich je nach Fahrsituation ein unterschiedliches Drehmoment an die Antriebsräder übertragen. Zusätzlich ermöglicht diese Bauweise einen niedrigeren Schwerpunkt und dadurch mehr Fahrdynamik. Außerdem wächst der nutzbare Innenraum, denn durch den Hinterradantrieb rücken Fahrer- und Beifahrersitz nach vorn, so dass im Fond mehr Platz zur Verfügung steht.
Beide Elektromotoren leisten im Symbioz Demonstrationsfahrzeug zusammen 500 kW/680 PS, mobilisieren ein Maximaldrehmoment von 660 Nm und beschleunigen die Studie in weniger als sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Batterien des Konzeptfahrzeugs mit einer Kapazität von 72 kWh ermöglichen eine Reichweite von 500 Kilometern und lassen sich per Induktion in nur 20 Minuten auf 80 Prozent ihrer Kapazität laden. Sowohl Reichweite als auch Leistung und Ladezeit werden bis 2030 weiter steigen, wenn Fahrzeuge wie der Symbioz auf den Markt kommen.
Stand: September 2017; Fotos: Renault