Der schicke Crossover sieht so aus als ob er auch ins Gelände könnte, mit den nur 170 mm Bodenfreiheit und dem fehlenden Allradantrieb geht er zwar auf Feldwegen munter zur Sache, bleibt er aber ansonsten besser auf der asphaltierten Straße. Und hier macht er auch eine gute Figur, geht zügig auch um enge Kehren und wird von einem sicherheitsbewussten ESP überwacht. Der 1,2 Liter Turbo-Benziner mit seinen 120 PS ist ausreichend spritzig, aber nicht der sparsamste, das 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe macht durchwegs eine gute Figur. Innen ist er ebenso peppig gemacht wie außen, wenn auch der Farbton der Außenhaut nicht immer genau getroffen wurde, so machen sich die orangen Applikationen doch sehr gut. Und – wer hätte es gedacht – die Hupe steckt endlich nicht mehr im Blinkerhebel sondern im Lenkradpralltopf.
Karosserie/Design
Die Kombination aus peppiger Farbe mit kontrastierendem Schwarz und einigen silbergrauen Applikationen steht dem Captur sehr gut zu Gesicht und macht ihn zugleich unverwechselbar. Dabei signalisiert vor allem der Kühlergrill die Zugehörigkeit zur Renault-Familie.
Kurze Fahrzeugüberhänge, ein ordentliche Bodenfreiheit und die mit schwarzem Kunststoff abgesetzten Radläufe sorgen für den gewissen Offroad-Look, auch wenn der Captur keine ernsthaften Ambitionen abseits der befestigten Pisten hat, und ihm dazu zudem auch der notwendige Allrad-Antrieb fehlt.
Dynamisch steigt die Gürtellinie nach hinten an und verbindet sich mit der geschwungenen Dachlinie zu einem kompakt-bulligen Heck, die ebenfalls aus schwarzem Kunststoff angesetzte Heckschürze unterstreicht nicht nur den Crossover-Charakter sondern hat vor allem beim Beladen auch ganz praktische Vorteile in Form eines guten Kratzschutzes.
Innenraum/Kofferraum
Überhaupt reicht die Ladekante bauartbedingt nicht allzu weit nach unten, ergibt aber mit der weit öffnenden Heckklappe (Anstoßgefahr erst jenseits der 1,90 m) eine ordentliche Ladeöffnung. Nach der Ladekante geht es je nach Ladeboden ggf. bis zu 15 cm nach unten. Der obere Ladeboden zeigt sich sehr stabil und bildet auch mit den umgelegten Rücksitzen eine nahezu ebene Ladefläche allerdings mit einem kleinen Schlitz.
Das Umlegen der Rücksitzlehnen gelingt mit einem einfach Zug an einem Griff, der Stauraum erhöht sich dann von 377 auf bis zu 1.235 Liter. Unter dem unteren, recht lapprigen Kofferraumboden steckt das Reserverad mit Wagenheber und dem nötigsten Werkzeug.
Arbeiten wir uns also weiter nach vorne und nehmen wir mal auf den Rücksitzen Platz. Als 1,80 m großer Mensch hinter einem ebenso großen Fahrer hat man noch richtig gut Platz, das hängt aber auch davon ab, wo die um 16 cm längs verschiebbaren Rücksitze stehen. Leider sind die Rücksitze nicht sonderlich stark ausgeformt, der Seitenhalt ist entsprechend gering. Die Kopfstützen lassen sich bis 1,75 m Körpergröße weit genug ausziehen, na ja, und größer als 1,80 m sollte man dann auch nicht sein, weil der Kopfraum dann zu Ende geht. Richtig bequem sitzen hinten nur 2 Erwachsene, der Mittelsitz ist nur eine Notlösung.
Lässt man die Sicherheitsgurte hinten ganz normal links und rechts runter hängen, dann bekommt man während der Fahrt ständig ein Geklapper der Gurtschnallen zu hören. Als Notlösung haben wir die Gurte recht schnell einmal um die Kopfstütze gewickelt.
Gelingt der Einstieg in die zweite Reihe noch ganz bequem, stört beim Raus, dass die Füße über eine relativ hohe Schwelle gehoben werden müssen, zudem bleiben große Füße auch schon mal an der Türverkleidung hängen. Was schon von hinten aus auffällt sind die zahlreichen Applikationen in Wagenfarbe, oder sagen wir besser in annähernden Tönen, denn zumeist ist die gewählte Farbe zumindest deutlich greller.
Das ist vor allem bei den zu den Taschen gearbeiteten elastischen Schnüren in den Rückseiten der vorderen Sitzlehnen festzustellen. Und damit sind wir auch schon ganz vorne angelangt, wo überall rund um die Luftauslässe, die Mittelkonsole, den Lautsprechern in den Türen, selbstverständlich in den Sitzen und sogar in den glänzend schwarzen Einlagen im Lederlenkrad in Form von orangem Dekor der Captur für einen frischen Auftritt sorgt.
Besonders pfiffig kommt das beim Handschuhfach rüber, dessen Inneres ebenfalls in Orange ausgeführt ist. Zudem ist es von oben mit LED beleuchtet und so ist die innere Griffmulde immer schön zu sehen. Das Handschuhfach wird nicht aufgeklappt sondern wie eine Schublade aufgezogen und kann so optimal genutzt werden.
Abgezogen werden können die Sitzbezüge, falls es mal notwendig werden sollte sie zu waschen oder gar zu tauschen. Die Sitze vorne sind angenehm straff gepolstert und auch ausreichend groß, auch der Seitenhalt ist ausreichend. Die Verstellung der Sitze geschieht manuell und geht einfach von der Hand, die Lehne sogar feinfühlig mittels Drehrad, was fehlt ist eine Lordosenstütze.
Und was ist das? Wir hatten fast schon nicht mehr daran geglaubt, aber die Hupe bei unserem Captur sitzt endlich nicht mehr im Blinkerhebel sondern dort wo sie hingehört: im Pralltopf mitten im Lenkrad. Allerdings ist die Hupe selbst vom Klang her so mickrig, dass man sie am liebsten gar nicht benutzt.
Durch R-Link kann man u.a. bei der Landkartenanzeige des Navi statt des ansonsten üblichen Pfeils oder Dreiecks ganz individuell auswählen welches Fahrzeug aus der Renault-Palette man anzeigen möchte. Und man hat die Wahl zwischen unterschiedlichen Stimmen: Computerstimme, menschlich, männlich oder weiblich. Die eingeblendeten Tempolimits sind fest einprogrammiert und entsprechend nicht immer aktuell. Fährt man schneller, wird die schwarze Zahl rot. Es kann auch online gehen, das kostet aber dann auch extra.
Komfort/Fahrwerk/Bremsen
So sportlich wie er aussieht, so straff ist auch sein Fahrwerk ausgefallen, trotzdem bietet er auch einen guten Komfort, zumindest solange die Straße gut ausgebaut ist. Schlaglöcher knallen aber durchaus ordentlich nach innen.
Er folgt willig der Lenkung, und auch diese geht angenehm straff. Und so wieselt der Captur zackig um die Pylonen und es geht richtig flott auch um enge Kehren, dabei schiebt er leicht über die Vorderräder, bleibt ansonsten ziemlich neutral und gibt auch eine gute Rückmeldung an den Fahrer. Auf Kopfsteinpflaster gebärdete er sich trotz des straffen Fahrwerks recht ordentlich, kein Dröhnen und schon gar kein Klappern waren zu hören.
Die Karosserieneigungen sind zu vernachlässigen und im Ernstfall greift das ESP helfend ein. Dabei scheinen die Franzosen von der Notwendigkeit dessen Einsatzbereitschaft überzeugt zu sein, es lässt sich nicht ausschalten, wir haben zumindest keinen Schalter dafür gefunden.
Schnell gefunden hat man den Schalter für den Scheibenwischer, und mit dem Regensensor braucht man dann eigentlich kaum mehr dran. Aber leider ist die Wischautomatik nicht individuell beeinflussbar und war uns somit meist sehr schnell zu hektisch. Ist der Scheibenwischer eingeschaltet, wird beim Einlegen des Rückwärtsganges auch automatisch die Heckscheibe gewischt.
Die Ruhe bewahren sollte der Fahrer wenn er sich Gedanken über die Rundumsicht des Captur macht. Dass die Front nicht einsehbar ist macht da noch wenig aus, aber die A-Säule ist sehr breit, auch die B-Säule, und hinten die kombinierte C-D-Säule mit dem kleinen Fensterchen darin ist ultrabreit, dazu kommt ein recht kleines Heckfenster, also allein mit Kopfdrehen und Schulterblick ist die Übersicht nicht gut. Dafür gibt es aber eine Einparkhilfe und eine Rückfahrkamera, die das Problem weitgehend beheben. Allerdings ist bei schlechtem Wetter die Kamera schnell verschmutzt und das Bild ziemlich undeutlich.
Ein Komfortmerkmal das ich beim Captur nicht erwartet hätte entdeckt man unter der Motorhaube. Diese scheppert zwar ziemlich wenn man sie zumacht, aber sie wird automatisch von einem Stoßdämpfer oben gehalten.
Die Erwartungen voll erfüllt werden hingegen bei der Bremsanlage. Nicht nur dass die mit ABS, elektronischer Bremskraftverteilung und Notbremsassistent sowie Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten ausgestattete Anlage spontan anspricht und sich angenehm dosieren lässt, bei einer Vollbremsung legt sie sich wenn auch mit lautem ABS-Rubbeln mächtig ins Zeug und hält den Renault auch auf schlechter Strecke gut in der Spur.
Dabei steht der Wagen aus Tempo 100 heraus nach guten knapp 36 Metern, ein Nachlassen war auch bei wiederholten Vollbremsungen nicht festzustellen.
Motor/Getriebe
88 kW/120 PS und 190 Nm Drehmoment holt der Benziner aus 1.197 cm³ Hubraum und macht den Captur damit ordentlich flott, lässt ihn in 10,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und zieht weiter durch bis zur Topspeed von 192 km/h, erst oben rum geht ihm ein wenig die Luft aus.
Dabei läuft der Benzindirekteinspritzer mit Turbolader angenehm ruhig und wird auch gefordert nur dezent kernig. In der normalen Einstellung sind wir mit 6,8 Liter hingekommen, und das bei ganz normaler Fahrweise, Stadt-Land-Mix. Dann auf ECO umgestellt und es wurden auch nur 6,7 Liter, dabei war dann das Fahrzeug extrem langsam und kam kaum aus den Puschen, sogar die Heizleistung hat deutlich nachgelassen. Den Wert, den Renault im Mix angibt haben wir um gut einen Liter verfehlt.
Etwas verblüfft waren wir bisweilen von der Auswertung der Fahrt, die nach jedem Fahrtende angezeigt wird, oder die man auch aktiv aufrufen kann. Denn warum wir bei Fahrten ohne ECO-Einstellung zumeist eine bessere Punktzahl erreicht haben als mit hat sich uns nicht so ganz erschlossen.
Unbefriedigend ist schließlich auch die Reichweitenanzeige, die funktioniert zwar eigentlich tadellos, doch wenn sich die Tankfüllung dem Ende zuneigt, und die Reichweite bei 70 km anlangt, dann zeigt das System nur noch Striche an – das ist wenig hilfreich.
Solche Kleinigkeiten schnell vergessen macht das 6-Gang-EDC-Doppelkupplungsgetriebe. Nicht nur, dass man mit ihm selbst Schalten kann und dabei richtig viel Spaß hat, weil die Befehle schnell umgesetzt werden und das auch noch fast völlig ruckfrei, das DSG behält alles im Blick und schaltet – aber spät genug – selbst, wenn man dem roten Drehzahlbereich zu nahe kommt, oder es schaltet von alleine zurück, wenn er das für nötig hält.
Genau so viel Spaß macht es, dem EDC freie Hand zu lassen, denn es denkt richtig mit. Wenn man z.B. ziemlich flott fährt und dann vom Gas geht, dann hält es länger die Drehzahl und schaltet nicht einfach die Gänge durch nach oben, was es aber durchaus macht, wenn man eher bummelnd dahin fährt. Und so nimmt es bei Bergabfahrten nicht einfach einen höheren Gang sondern nutzt gezielt die Motorbremse. Start-Stopp hatte unser Testwagen leider nicht.
Und einen Allradantrieb bietet Renault auch nicht an, unser Testwagen war mit Frontantrieb unterwegs. Der reicht zwar im Alltag zusammen mit der Antriebsschlupfregelung vollkommen aus, aber schließlich hätte Renault mit dem Partner Nissan doch einen profunden Allrad-Spezialisten an der Hand.
Sicherheit
Mit den Airbags für Fahrer und Beifahrer (Beifahrerairbag abschaltbar), Seitenairbags mit Kopf- und Thoraxschutz vorne sowie akustischem Gurtwarner bei nicht angelegten Sicherheitsgurten, Anti-Submarining Sitzfunktionen hinten, Drei-Punkt-Gurtsystem auf allen Plätzen, vorne höhenverstellbar, Gurtstraffer (für Fahrer und Beifahrer) und Gurtkraftbegrenzer auf den hinteren Außenplätzen und Isofix-Kindersitzbefestigung auf dem Beifahrersitz und den hinteren Außenplätzen hat er das übliche an Bord.
Mit ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremsassistent und automatischer Aktivierung der Warnblinkanlage bei Notbremsung, automatischer Türverriegelung nach dem Anfahren und Entriegelung im Falle eines Unfalls, elektronischer Wegfahrsperre, elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) mit Antriebsschlupfregelung (ASR) und
Untersteuerungskontrolle (USC) sowie einer Reifendruckkontrolle und der Kraftstoffzufuhr-Unterbrechung im Falle einer Kollision rundet er das Sicherheitspaket ab.
So Dinge wie Xenonlicht, Spurhalteassistent, Toterwinkelwarner, Kurvenlicht etc. sind aber nicht erhältlich.
Ausstattung/Kosten
Unser Renault Captur TCe 120 EDC mit dem Dreizylindermotor in der Variante Luxe steht mit 21.290,- Euro in der Preisliste und erfreut mit einer guten Ausstattung. So sind neben elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln. Klimaautomatik, Schubfach mit LED-Beleuchtung, Keycard Handsfree, doppeltem Gepäckraumboden, Multimediasystem mit Radio, Navi und Bluetooth, elektrische Fensterheber, Licht- und Regensensoren, Tempomat, Lederlenkrad und -schaltknauf, Berganfahrhilfe, LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfern mit Abbiegelichtfunktion auch die abzieh- und waschbaren Sitzbezüge serienmäßig an Bord.
Als Sonderausstattungen hatte er für 590,- Euro R-Link mit 7 Zoll Touchscreen und TomTom Navi, das City-Paket Plus mit elektrisch anklappbaren Außenspiegeln, Rückfahrkamera und akustischer Einparkhilfe hinten für ebenfalls 590,- Euro, das Look-Paket innen für 100,- Euro und die Sonderlackierung Captur-Orange für weitere 590,- Euro mit dabei. Für die möglichen weiteren Extras empfehlen wir einen Blick in die Aufpreislisten.
Los geht der Captur als Expression mit 90 PS bei 15.390 Euro und mit dem Luxe Energy dCi 110 liegt das Topmodell bei 22.290,- Euro, nur der dCi 90 EDC schlägt ihn im Preis mit 22.690,- Euro.
Stand: April 2015; Test und Fotos: Redaktionsbüro Lind
Der Motor hat 4 Zylinder.
Deshalb läuft er so ruhig.