Neuer Nissan Juke im Test

Der Nissan Juke war von Anfang an ein Provokateur, große Erfolgschancen rechneten Kritiker dem Crossover-Modell vor zehn Jahren zunächst nicht aus, weit gefehlt, eine Million verkaufte Einheiten weltweit (davon 70.000 in Deutschland) konnten Zweifler eines Besseren belehren. Nun schickt Nissan die zweite Generation auf die Straße. Wenn auch das Design unverändert zu den schlagenden Kaufargumenten des Nissan Juke zählen, so kann das neue Modell mit reichlich mehr aufwarten. Der Reifeprozess hat spürbaren Einfluss auf das Platzangebot, die Konnektivitätsmöglichkeiten, die Technik-Highlights, das Sicherheitsangebot und die Personalisierungsoptionen genommen.

Karosserie/Design

Im Kern ist er noch ein Juke, doch nichts wurde beim Alten belassen. Zwar weniger polarisierend, kommt die Neuauflage dennoch keineswegs langweilig daher.

Die Zweiteilung der nun stets in LED ausgeführten Frontleuchten erinnert zwar noch etwas an den Vorgänger, doch das Gesicht des neuen Juke ist ein völlig anderes. Zurückhaltender, weitaus weniger rebellisch. Die Silhouette setzt da schon deutlich mehr auf die bekannte Jukeness, wenn ich es mal so nennen darf. Die versteckten hinteren Türgriff sind auch im neuen Juke vorzufinden.

Beim Heck steht der Japaner hier richtig satt da, verabschiedet sich vom pummeligen Abschluss des Vorgängers und setzt zudem auf ein völlig neues Rücklichtdesign, ebenfalls in LED und im dreidimensionalen Bumerang-Stil, wie Nissan selbst sagt.

Auf Personalisierungsmöglichkeiten setzt das Crossover-Modell seit jeher, in der zweiten Generation bietet diese vor allen Dingen der N-Design, stehen hier für Karosserie sowie das Dach verschiedene Farbthemen und Kombinationsmöglichkeiten zur Wahl, die Zweifarbenlackierung in Black, Silver oder Fuji Sunset Red konzentriert sich dabei nicht nur auf das Dach, auch die Spiegelkappen und Dachantenne sind in der Kontrastfarbe gehalten. Auf Wunsch setzen Sie mit dem Außendesign-Paket noch eins drauf, sind dann auch die Seitenleisten und Stoßfänger-Elemente vorn wie hinten wahlweise in Black, Silver oder Fuji Sunset Red lackiert. Serienmäßig ist die Frontlippenleiste in Silver gehalten.

Die Basis rollt auf 16-Zöller daher, zu einem polarisierenden Juke will das aber nicht wirklich passen, die nächst höhere Ausstattung bekommt erfreulicherweise 17-Zöller spendiert und ab N-Connecta fährt der Nissan Juke sogar mit schicken 19-Zoll-Rädern vor, die das Fahrzeug wirklich richtig schick dastehen lassen und im N-Design in einem tollen Dungelgrau lackiert sind.

Innenraum/Kofferraum

Wirklich mutig wird der N-Design allerdings im Innenraum, entsprechendes Paket setzt neben den Varianten in einer schwarzen Alcantara/Leder-Kombination oder der grauweißen Stoff/Kunstleder-Kombination in der Version „Active“ auf die Farbe Orange, neben den Ledersitzen mit orangenen Akzenten in Kunstlederauf, ist die Mittelkonsole, die Türinnenverkleidungen und Kniepolster großzügig in dem peppigen Farbton gehalten.

Basierend auf der neuen CMF-B-Plattform des Renault-Nissan-Konzerns, ist der neue Nissan Juke spürbar größer geworden. In den Abmessungen verzeichnet der Juke ein Plus von 75 Millimeter bei der Länge, misst er nun 4,21 Meter. Mit dem Modellwechsel wurde das Fahrzeug zudem 35 Millimeter breiter und 15 Millimeter höher.

Diesen Größenzuwachs bekommen wir im Innenraum deutlich zu spüren, während das Gepäckabteil nun mindestens 422 Liter fassen kann (bisher 354 Liter), fühlen wir uns mit 1.80 Meter auf der Rücksitzbank deutlich besser aufgehoben, als bisher. Natürlich schränkt der sportliche Dachverlauf weiterhin die Kopffreiheit ein, doch auch aufrecht sitzend, stoßen wir nicht an unsere Grenzen, holt auch hier Nissan mehr Raum raus. Besonders deutlich wird dies aber im Beinraum. Dank des auf 2.636 mm gewachsenen Radstands holt Nissan 58 mm mehr Kniefreiheit heraus.

Doch kommen wir nochmal kurz zurück zum Kofferraum, der bietet nun nicht nur 68 Liter mehr Fassungsvermögen, vor allen Dingen die deutlich breitere und besser geschnittene Kofferraumöffnung macht sich positiv bemerkbar. Die neue Ladeöffnung erleichtert das Be- und Entladen erheblich. Auch der doppelte Ladeboden ab dem Niveau Acenta ist eine feine Sache, mit der noch klassisch in 60:40 umlegbaren Rücksitzlehnen hat es sich dann aber auch mit der Funktionalität.

Nissan hat ein sehr gefälliges Cockpit geschaffen, ausgekleidet mit angenehmen Materialien, selbst das verbaute Hartplastik stößt nicht negativ auf, auch die Verarbeitung kann überzeugen, ebenso die intuitive Bedienbarkeit und die Übersichtlichkeit.

Die Konnektivität wird zu einem immer zentraleren Punkt und ist für einige Interessenten durchaus beim Kauf entscheidend. Mit der neuesten Generation des Infotainment-Systems NissanConnect dürfte hier jedoch nichts gegen den Nissan Juke sprechen. Die Basisversion ausgenommen, geht die Smartphone-Integration wunderbar einfach via Apple CarPlay oder Android Auto von der Hand, favorisierte Apps können nun auch mittels im Fahrzeug integrierten acht Zoll Touchscreen steuern. Möchten Sie die Navigation des Handys nutzen, kein Problem, können Sie zudem auf den Verkehrs- und Navigationsdienst TomTom Maps & Live Traffic zugreifen. Darüber hinaus ist der Juke mit Google Assistant kompatibel und Sie können die Ziele einfach per Sprachbefehl eingeben.

Eine App zur Fahrzeugsteuerung hat der japanische Autohersteller ebenfalls in petto, mit der sogenannten NissanConnect Services App kann das Fahrzeug aus der Ferne ver- und entriegelt oder beispielsweise den aktuellen Reifendruck und Ölstand abgerufen werden. Ab dem ersten Quartal 2020 integriert Nissan außerdem ein drahtloses WLAN-Netz.

Als Musikliebhaber zeigt man natürlich auch großes Interesse an dem BOSE Personal Plus Soundsystem. Für 600 Euro steht dieses den beiden Topmodellen zur Wahl und umfasst acht leistungsstarke Lautsprecher, wobei sich je zwei UltraNearfield-Einheiten in den beiden Kopfstützen der Vordersitze befinden.

Komfort/Fahrwerk

Der Nissan Juke weckt bereits mit seiner Optik sportliche Erwartungen, denen die dynamische Fahrwerksauslegung durchaus standhalten kann. Doch den gebotenen Komfort haben wir bei den aufgezogenen 19-Zöllern ehrlich gesagt nicht erwartet. Wer Allradantrieb bevorzugt, wird allerdings auch in der zweiten Generation nicht fündig.

Motor/Getriebe

Zur Markteinführung bietet Nissan ausschließlich einen DIG-T-Turbobenziner mit drei Zylindern in einer Leistungsstufe an. Weitere Motoren werden zwar folgen, u.a. auch elektrifizierte Antriebe, einen rein elektrisch angetriebenen Juke wird es allerdings nicht geben. Zum jetzigen Zeitpunkt kann Nissan aber keine genaueren Angaben machen.

Das neue 86 kW/117 PS starke Aggregat harmoniert sehr gut mit dem neuen Nissan Juke und hat rundum überrascht. Das Ansprechverhalten ist wunderbar agil, gerade in den unteren Geschwindigkeitsbereichen, aber auch auf der Autobahn fühlten wir uns nicht untermotorisiert. Das maximale Drehmoment von 180 Nm kann der Juke mittels Overboost-Effekt sogar auf 200 Nm anheben und liegt ab 1.750 bis 4.000 Touren voll an.

Der Turbobenziner setzt auf eine überraschend gute Laufkultur, störendes Dreizylinder-Knattern verkneift er sich ebenfalls.

Im Grunde gibt es nichts gravierendes am Handschalter auszusetzen, für unseren Geschmack sind die Schaltwege zwar etwas zu lang, doch unabhängig davon, würden wir die 1.600 Euro bzw. 2.000 Euro beim Tekna inkl. ProPilot Aufpreis für das erstmals erhältliche Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe inklusive Lenkrad-Schaltwippen investieren. Harmoniert die Getriebealternative wirklich wunderbar mit dem Turbo-Benziner. Der Fahrmodusschalter D-Mode erlaubt zudem ganz nach Belieben zwischen den Modi Eco, Standard und Sport zu wählen.

Aussagekräftige Verbrauchsmessungen können wir nach einer ersten kurzen Ausfahrt ohne Nachtanken natürlich nicht treffen, laut Hersteller liegt der kombinierte Kraftstoffverbrauch bei 6,1 bis 6,0 Liter je 100 Kilometer. Die Werte sind nach WLTP angegeben, ebenso die CO2-Emissionen von 138 bis 135 g/km.

Sicherheit

Der autonome Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, der aktive Spurhalte-Assistent mit Lenkeingriff, die Verkehrszeichenerkennung, der Fernlicht-Assistent, der Berganfahr-Assistent, die intelligente Fahrkomfortregelung sowie Spurkontrolle wie aber auch das Notrufsystem eCall verbaut Nissan im neuen Juke von Haus aus, ob Basis- oder Topmodell, auf diese Fahrhilfen können Sie sich in allen Ausstattungslinien verlassen.

Ab der nächst höheren Variante ist auch eine Rückfahrkamera an Bord, die elektronische Parkbremse, eine Einparkhilfe hinten und der Regensensor sind im N-Connecta serienmäßig mit drin und der Tekna fährt dann sogar mit allem vor, sei es das Fahrerassistenzpaket Pro in Verbindung mit Schaltgetriebe oder der ProPILOT in Verbindung mit dem DCT-Getriebe. Während Sie im Handschalter den autonomen Lenkassistent, den adaptiven Geschwindigkeits- und Abstandsassistent, die Müdigkeitserkennung und den Totwinkel-Assistent an Bord haben, verfügen Sie in der Automatik-Version zusätzlich über den autonomem Stau-Assistenten mit Stop-and-Go-Funktion. Gerade Pendler lernen dieses Feature sehr schnell schätzen und lieben.

Der automatisch abblendende Innenspiegel ist im Tekna ebenso Serie, wie der Around View Monitor, die Einparksensoren vorne und Nissan Safety Shield inklusive Bewegungserkennung und dem großartigen Querverkehrswarner.

In den Niveaus N-Connecta und N-Design können Sie diese Annehmlichkeiten ebenfalls reinpacken, die Aufpreise liegen je nach gewählten Getriebe zwischen 790 und 1.190 Euro.

Ausstattung/Kosten

Mit der zweiten Generation Juke führt Nissan eine neue Ausstattungsstruktur ein. Neben der bewährten und vorbildlich ausgestatteten Basisvariante Visia ab 18.990 Euro sind auch wieder der Acenta und N-Connecta in der Preisliste aufgeführt, der Preisaufschlag liegt hier pro Ausstattungsstufe bei glatten 2.000 Euro. Mit den Ausstattungslinien Tekna und N-Design stehen gleich zwei Topversionen zur Wahl. Während das Tekna-Niveau vor allem technikaffine Interessenten anspricht und ab 25.790 Euro erhältlich ist, wird die Variante N-Design ab 26.390 Euro ihrem Namen gerecht.

Stand: Februar 2020; Test: auto-reise-creative; Fotos: a-r-c/Nissan

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