Das vierblättrige Kleeblatt (italienisch: Quadrifoglio) zierte seit 1923 jeden Rennwagen von Alfa, in den 1960er Jahren wurde das Kleeblatt darüber hinaus zum Kennzeichen besonders sportlicher Serienfahrzeuge von Alfa Romeo. Nun ziert das Signet mit dem legendären vierblättrigen Kleeblatt erstmals in der Geschichte ein SUV, den Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio.
Die stolzen Luftauslässe in der Motorhaube, die dicken Sportschürzen oder die Kotflügelverbreiterungen in Wagenfarbe stellen keineswegs nur ein optisches Tuning dar, sie sind Teil des High-Performance-Konzeptes und steigern die Fahrleistungen und das Handling. Auf Leichtmetallrädern im 20-Zoll-Format stehend, lässt vor allen Dingen die vierflutige Sport-Abgasanlage erahnen, hier steht kein „normaler“ Stelvio vor uns.
Und wenn wir uns an diesem sinnlichen Blechkleid auch nicht sattsehen können, so möchten wir das Performance-SUV doch vor allen Dingen erleben und genießen.
Und das fängt im Quadrifoglio schon beim Entern des Innenraumes an. Denn erst mal auf den hervorragenden Sparco Sportschalensitzen Platz genommen, will man gar nicht mehr aussteigen.
Mit schwarzem Leder und Alcantara bezogen sowie schicken handgenähten Ziernähten in Rot, Schwarz oder Weiß-Grün versehen, ist das Gestühl in eine Karbon-Schale gehüllt und bietet den perfekten Sitz. Die knackigen Seitenwangen halten einen wohlig im Sitz, ohne einen aber einzuengen. Kleiner Wehmutstropfen, sie sind mit 3.800 Euro zu berechnen. Gut, dass es auch an den serienmäßig verbauten Sportsitzen nichts zu meckern gibt.
Auf Kohlefaser setzt Alfa Romeo auch an der Mittelkonsole, der Armaturentafel sowie den Türgriffen und auf Wunsch auch am Lenkrad. Das hier speziell verbaute Sportlenkrad ist wunderbar griffig, auch das möchte man so schnell nicht mehr aus der Hand geben.
Sie fragen sich was der Stelvio so im Bereich Infotainment, Fahrerassistenzsysteme und Platzangebot drauf hat? Um uns an dieser Stelle nicht zu wiederholen und endlich die Power-Taste drücken zu können, möchten wir Sie auf unseren ausführlichen Testbericht der zivilen Stelvio-Version verweisen.
SUVs finden nur selten den Weg ins Gelände, wenn auch das Potential zweifelsohne gegeben wäre. Noch viel seltener finden diese Fahrzeuge aber wohl den Weg auf die Rennstrecke. Doch genau den sucht der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio. Und irre, was dieser Stelvio uns dort für eine Performance bot.
Das Herzstück – den komplett aus Alu gefertigten V6-Biturbo – kennen wir bereits aus der Giulia Quadrifoglio und erwecke dieses auch hier durch einen Druck auf den roten Startknopf im Lenkrad.
Mit dem Knowhow und der Motorentechnik von Ferrari hat Alfa Romeo ein 510 PS (375 kW) starkes Triebwerk konstruiert. Mit 2,9 Litern Hubraum, V6, vier Ventilen pro Zylinder, zwei Turboladern und Ladeluftkühler ist hier ganz klar von High-Performance zu sprechen.
Mit dieser Power unter der Haube und einem stolzen Drehmoment von maximal 600 Newtonmetern, das in einem Drehzahlbereich von 2.500 bis 5.000 Umdrehungen voll ansteht, geht es vom Start weg mächtig los. Die 1,8 Tonnen preschen gewaltig nach vorn, gerade mal 3,8 Sekunden vergehen, und wir sind auf Tempo 100. Dabei bekommen wir das Röhren und Knallen des V6 zu hören, im Modus RACE sogar noch mehr. Und das ganz pur, hier hat Alfa Romeo nicht wie manch anderer künstlich Hand angelegt.
Mit einer möglichen Topspeed von 283 km/h sichert sich der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio übrigens einen weiteren Bestwert im Segment.
Dass die Italiener ihre Hausaufgaben gemacht haben, müssen sich auch die Mitbewerber eingestehen. Staunten diese wohl nicht schlecht über die von Alfa Romeo eingefahrene Rekordzeit von 7:51,7 auf der Nürburgring Nordschleife.
Im Gegensatz zur heckangetriebenen Giulia geht der Stelvio mit dem Allradantrieb Alfa Q4 an den Start. In der Regel als Hecktriebler ausgelegt, verteilt das moderne System die Kraft stufenlos zwischen Vorder- und Hinterachse. Und so gehen bis zu 50 Prozent des Drehmoments erst an die Vorderachse, wenn wir hinten Grip verlieren.
Und so fehlt es zu keiner Zeit an Traktion und dennoch ist im RACE-Modus ein kontrolliertes Übersteuern möglich. Ein zusätzliches Differenzial in der Vorderachse und ein in die Hinterachse integriertes elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial mit Alfa Active Torque Vectoring leisteten hervorragende Arbeit.
Das gilt auch für die Bremsen. Alfa verbaut ein elektrohydraulisches Bremssystem, das gegen einen Aufpreis von 7.500 Euro auch durch eine Carbon-Keramikbremsanlage ersetzt werden kann. Mit der serienmäßig verbauten Anlage fühlt man sich aber bereits bestens bedient, krallt sich der Stelvio auch unter der hohen Dauerbelastung bestens in den Asphalt.
Geschaltet wird auch wie schon in der Giulia Quadrifoglio über die hervorragend an den Motor angepasste 8-Gang-Automatik von ZF. Blitzschnell wechselt sie die Gänge, hier lassen wir sogar auf der Piste die Automatik die Schaltarbeit übernehmen, werden im Fahrmodus RACE die Gangwechsel in nur 150 Millisekunden durchgeführt. So schnell kann man gar nicht selbst Hand anlegen, wenn auch die riesigen massiven Alu-Schaltpaddles am Lenkrad sehr dazu einladen.
Doch der Stelvio Quadrifoglio macht im aktivierten RACE-Modus noch einiges mehr möglich, kann das Fahrstabilitätsprogramm ESC und die Traktionskontrolle sogar komplett ausgeschaltet werden.
Und dann die perfekt und wunderbar direkt abgestimmte Lenkung. Der Quadrifoglio reagiert wunderbar präzise auf jede Lenkbewegung, das Einlenkverhalten ist absolut vorbildlich.
Ob der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio die vom Hersteller angegebenen neun Liter im Alltag realisieren kann, können wir (noch) nicht beantworten. Fest steht jedoch, mit dem Performance-SUV können Sie auch ganz zivil und zurückhaltend unterwegs sein.
Denn der Regler der Fahrdynamikregelung Alfa DNA Pro hat neben dem RACE-Modus noch drei weitere Stufen zu bieten: DYNAMIC, NATURAL und ADVANCED EFFICIENCY. Letzterer dient zum Spritsparen und schaltet elektronisch drei der sechs Zylinder ab und beinhaltet zudem die sogenannte Segel-Funktion.
Natürlich kein Schnäppchen, doch so umfangreich ausgestattet wie der QV für 89.000 Euro ans Werk geht, schlägt der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio die Konkurrenten Mercedes-AMG GLC 63 oder den Porsche Macan Turbo auch beim Preis um einiges.
Stand: März 2018; Test und Fotos: auto-reise-creative