Nissan Qashqai 1.6 dCi

Auch wenn schon der neue Qashqai mit den Hufen in den Startlöchern scharrt, so ist der „alte“ noch längst kein alter Hut. Eben noch aktuelles Modell, ist unser Testwagen auch morgen noch auf der Höhe der Zeit, auch wenn Nissan innen wie außen und auch unterm Blech kräftig Hand angelegt hat. Was bleibt ist die hervorragende Alltagstauglichkeit, das gute Platzangebot in einer behaglichen Atmosphäre, der variable, großzügige Kofferraum, der kräftige und doch sparsame Motor, der seine Arbeit leise und kultiviert verrichtet und die umfangreiche Grundausstattung, die bei unserem Testwagen N-CONNECTA einzig die Metallic-Lackierung als Extra notwendig machte.

Karosserie

Die Verwandlung vom Vorgänger auf das derzeit aktuelle Modell war ohne Frage größer als es der nächste Schritt zum künftigen Qashqai sein wird, denn diesmal bleibt die Silhouette praktisch unverändert. Mehr Dynamik erhält die Front durch eine überarbeitete Schürze, die sie mit dem Kühler mehr verschmelzen lässt. Ansonsten wird die Front ein wenig „verspielter“ und kantiger, was der Optik unseres Testwagens aber keinen Abbruch tut.

Die Motorhaube behält die sanften Schwünge die sich in den Kotflügeln fortsetzen, die vorne wie hinten damit nicht nur Schwung sondern auch Breite demonstrieren. Der dunkle Kunststoff, der sich von der Frontschürze über die Radläufe und den Seitenschweller bis ins Heck zieht, wird auch künftig den schicken Lack vor Kratzern schützen wenn es ins Gelände geht.

Markant umschließt die Chromspange das große Nissan-Logo und sorgen Chromleisten rund um die Seitenfenster mit dem dynamischen Knick an der C-Säule für einen Schuss Eleganz.

Am Heck wird vor allem die Schürze mehr Dynamik bringen und die eher robuste Form des derzeitigen Modells auflösen. Die auffälligen Rückleuchten die nochmals die Breite betonen und der Heckspoiler tauchen auch in Zukunft wieder auf, die kleine Stabantenne weicht einer winzigen „Haifischflosse“. Insgesamt bleibt sich der Qashqai auch weiterhin treu. Und so wird auch für den Neuen gelten: Waschen in der Waschanlage bedeutet auf jeden Fall an der Heckscheibe unter dem großen Dachkantenspoiler Handarbeit. Der große Spoiler hält die Brüsten ab und dort bleibt dann viel Schmutz hängen.

Innenraum/Kofferraum

Innen fällt die Kosmetik auch nur dezent aus, einzig das künftig unten abgeflachte Lenkrad würde auch unserem Testwagen gut gestanden haben. Konzentrieren wir uns also wieder auf das gefahrene Modell. Obwohl, ein kurzer Blick voraus sei noch drin: Dank neuer Oberfläche wird das Infotainment-System NissanConnect inklusive Satelliten-Navigation und Digitalradio-Empfang (DAB) noch bedienfreundlicher und für die Ohren gibt es das BOSE Soundsystem mit sieben Lautsprechern.

Alle Schalter und Elemente sind in Orange-Rot beleuchtet, die gesamte Tachoeinheit erstrahlt aber in Reinweiß. Hier hätte ich mir ein wenig Angleichung gewünscht, und sei es auch nur durch entsprechende Zeigerfarben. Die Schalter für Start-Stopp, ESP und 2WD/4WD sind ziemlich vom Lenkrad verdeckt, deren Bedienung lenkt ab. Schön machen sich die Schutzelemente, die links und rechts vom Schalthebel an der Mittelkonsole montiert sind und ein orange-rotes indirektes Licht abstrahlen. Zum Schutz wurde beim Beifahrer im Kniebereich der Kunststoff weicher ausgeführt, beim Fahrer ist der jedoch bretthart.

Die Schutzelemente haben ebenso weiße Nähte wie die Sitze und die Türverkleidungen sowie Armlehnen, leider hat man beim Lenkrad auf schwärze Nähte zurückgegriffen. Die Sitze selbst sind so gut ausgeformt und angenehm straff gepolstert, man setzt sich allerdings etwas ein, das merkt man vor allem am Blick in den Rückspiegel. Verstellt werden die Sitze manuell, geht soweit alles prima, für die Lehne hätte ich aber lieber ein Drehrad statt Hebel gehabt, Fahrer- und Beifahrersitz verfügen über eine Lordorsenstütze.

Die klassischen Instrumente sind gut ablesbar, dazwischen kann man sich verschiedene Dinge anzeigen lassen, so sind dann Reichweite, Kilometer und Trip ständig verfügbar, darüber kann dann auch noch die Verbrauchsanzeige gewählt werden. Die zeigt den Durchschnittsverbrauch und darunter ein Balken den Momentanverbrauch an, ein kleiner Pfeil markiert darin den bisherigen Schnitt. Spielerei mag man sogleich denken, doch schon bald setzt – wenn man es nicht gerade eilig hat – ein nicht erwarteter Ehrgeiz ein, den Momentanverbrauch so unterhalb dieser Marke zu halten, dass der Durchschnittsverbrauch nicht steigt oder besser noch sinkt – und schon hat das Auto erreicht, dass man den Gasfuß etwas zügelt, mehr „segelt“ und so einfach Sprit spart.

Am Armaturenbrett gibt es einen schönen Materialmix aus einem haptisch wie optisch gelungenen Kunststoff sowie einer Reihe von silbergrauen Aluapplikationen und die vor allem auf der Beifahrerseite schick integrierten Einlagen in Klavierlack, die bis in die Türen reichen.

Das Einsteigen hinten wird im Fußbereich etwas beengt, erst bleiben die Füße an der B-Säule und dann am Unterbau der Sitzbank hängen, dann aber ist der Platz auch hinter einem 1,80 m Fahrer für den 1,80 m großen Mitfahrer sehr gut, der Kopfraum ist dann nach 5 cm zu Ende.

Die beiden Außensitze sind gut ausgeformt und bequem gepolstert, der Mittelsitz ist dagegen relativ hart, sowohl in der Sitzfläche wie in der Lehne, die Kopfstützen hinten könnten insgesamt etwas weiter ausgefahren werden. Beim Raus haben es die Füße dann wieder etwas eng und auch der Radkasten stört ein wenig.

Ein Zug und die Rücksitzlehnen fallen 1/3 zu 2/3 nach vorne und es ergibt sich eine ebene, solide Ladefläche, der kleine Spalt ist nicht weiter störend. Dafür ist die Ladekante recht hoch aber gut geschützt, die Stoßstange wie fast immer nicht. Die Heckklappe öffnet schön weit, da kommt man auch als 2-Meter-Mann noch gut drunter.

Der stabile Boden kann zweifach umgeklappt oder herausgenommen werden, darunter ist ein 12 cm hohes Fach über die gesamte Größe des Kofferraums. Darunter steckt unter einem weiteren Boden statt des Reserverades ein Styroporblock mit Reifenreparaturset, Warndreieck und Verbandskasten. Je nach Konfiguration passen 430 bis 1.585 Liter rein, die Zuladung reicht bis 495 kg.

Komfort/Fahrwerk/Bremsen

Abgesehen davon, dass man etwas höher sitzt, fährt sich der Qashqai wie ein Pkw. entsprechend gut ist der Fahrkomfort, nur grobe Querrillen werden auch grob nach innen weitergegeben und auf Kopfsteinpflaster gebärdet er sich etwas ruppig, da vibriert und knistert es an verschiedenen Ecken.

Der Motor läuft ebenfalls sehr ruhig, auch bei Tempo 130 hört man von ihm kaum was und auch die Windgeräusche sind dann zu vernachlässigen, das Fahrzeug liegt ruhig auf der Straße, kommen dann jedoch viele Querrillen zusammen, fängt er und alles in ihm an zu hoppeln.

Hier sollen die Modifikationen an Radaufhängung, Dämpfung und Lenkung sowohl das Handling verbessern wie auch den Komfort weiter erhöhen. Geräuschabsorbierende Materialien und das dickere Glas der Heckscheibe werden den neuen Qashqai noch leiser machen.

Das Fahrwerk ist straff genug, um das Eintauchen der Front bei einer Vollbremsung gering zu halten und bei schnellen Kurvenfahrten die Seitenneigung auf ein Minimalmaß zu reduzieren. Dabei reagiert er sehr gut auf die angenehm straffe und direkte Lenkung und vor allem bei 4WD reagiert er noch exakter und liegt sehr ruhig in der Kurve, auch wenn dann schnell beschleunigt wird. Aber auch nur mit 2WD – also Vorderradantrieb – bringt er die Kraft gut auf die Straße. Der Allradantrieb wird an einem Schalter bedient, eine Stufe bedeutet 4WD, eine weitere 4WD Lock, da kann man leicht mal ohne hinzusehen eins zu weit rutschen.

Auch wenn die Nickbewegung beim Bremsen wenig ausgeprägt ist schmeißt sich der Qashqai vehement in die Vollbremsung und steht aus Tempo 100 heraus nach guten 36 Metern. Dabei hält er auch auf schlechter Wegstrecke dank ABS sauber die Spur. Vorne wie hinten kommen Scheibenbremsen zum Einsatz, sie sind gut zu dosieren und sprechen spontan an, ein Nachlassen bei Dauerbelastung war nicht festzustellen. Selber bremsen müssen Sie noch wenn Sie mit Tempomat fahren, er richtet sich noch nicht nach vorausfahrenden Fahrzeugen. Die Bedienung (zusammen mit dem Speedlimiter) geschieht ganz einfach am Lenkrad.

Zu den weiteren elektronischen Helferlein gehört auch eine Verkehrsschildererkennung, die sehr zuverlässig arbeitet aber das entdeckte Tempolimit nicht auch in die angezeigte Route im Navi ein sondern nur im Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser einblendet. Hat sie im Ort ein Tempo 30 erkannt und man biegt in einen Hof und fährt anschließend in die andere Richtung wieder zurück, nimmt er die 30 wieder raus und auch Ortschaften werden sauber erkannt.

Sehr gut arbeitet auch die Fernlichtautomatik, nur von der Seite kommende Fahrzeuge werden nicht erkannt und wenn ein vorausfahrendes oder entgegenkommendes Fahrzeug ziemlich funzelige Lichter hat, dann erkennt sie das nicht als Auto, moderne helle Lichter werden gut erkannt und ein Irreleiten durch reflektierende Verkehrsschilder gibt es auch nicht. Künftig wird hier sogar ein adaptives Lichtsystem die Sicherheit bei Nachtfahrten erhöhen.

Und gerade in dem Bereich der Assistenzsysteme wird der Qashqai künftig noch einen großen Schritt nach vorne machen. Zur „Nissan Intelligent Mobility“-Strategie gehört etwa das ProPILOT Fahrerassistenzsystem, das die automatische Steuerung von Lenkung, Beschleunigung und Bremsen im einspurigen Autobahnverkehr ermöglicht.

Außerdem wurde der Intelligente Autonome Notbrems-Assistent um eine Fußgängererkennung ergänzt, ist erstmals der Querverkehrs-Warner, eine Intelligente Müdigkeitserkennung, der Intelligente Einpark-Assistent, der Intelligente Around View Monitor für 360-Grad-Rundumsicht und der Totwinkel-Assistent im Angebot.

Motor/Getriebe

Unser Testwagen war mit dem 1.6 dCi mit 96 kW/130 PS bei 4.000 U/min ausgestattet, was sehr gut harmoniert und seine 320 Nm maximales Drehmoment bei niedrigen 1.750 Touren sorgen in Verbindung mit dem passend abgestuften Sechsgang-Handschalter für ein allzeit flottes Vorankommen. Dabei läuft der Diesel sehr ruhig und sehr angenehm, zieht gut durch und auch bei 180 ist noch richtig Druck zu spüren, die Laufruhe geht auch jenseits der 130 nicht verloren.

Aus dem Stand heraus geht es in 10,5 Sekunden auf Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 190 km/h erreicht. Wesentlich beeindruckender und vor allem angenehmer ist der stets gute Durchzug, da erübrigt sich häufig der Griff zum Schalthebel. Dabei macht der durch die Bank Spaß, der Schalthebel gleitet auf kurzen Wegen angenehm knackig durch die Kulisse, ordentlich straff und sauber geführt, nur über den Leerlauf ist ein ganz kleiner Holperer spürbar – geschenkt.

Und trotz der guten Leistungsausbeute kommt auch beim Tanken keine Reue auf. Wir haben im Mix auf unserer Normstrecke 5,2 Liter bei normalflotter Fahrweise verbraucht, ein Wert, der nur knapp über der Werksangabe liegt. Und so wenig verbraucht der Qashqai 1.6 dCi mit 130 PS auch bei Tempo 120 auf der Autobahn, 10 km/h mehr und der Verbrauch steigt schon auf 6,2 Liter Diesel auf 100 km. Der Vierzylinder-Diesel mit Start-Stopp-System erfüllt die Abgasnorm Euro 6 und stößt 133 g/km CO2 aus.

Sicherheit

Ab der Einstiegsversion sind alle Nissan Qashqai mit Fahrer- und Beifahrerairbags, Seitenairbags vorne und Kopfairbags vorne und hinten ausgestattet. Die beiden hinteren Außensitze sind mit ISOFIX-Befestigungspunkten für die Kindersitze ausgerüstet.

Serienmäßig sind auch die Berganfahrhilfe sowie die elektronische Parkbremse mit automatischer Deaktivierung beim Anfahren an Bord, und bei unserem Testwagen der Ausstattungslinie N-CONNECTA auch die Einparkhilfe vorne und hinten sowie die Fahrlichtautomatik mit Fernlicht-Assistent, der Autonome Notbrems- und Spurhalteassistent sowie die Verkehrszeichenerkennung.

Ausstattung/Kosten

Diese N-CONNECTA Ausstattung macht den Nissan Qashqai 1.6 dCi mit 130 PS 32.150,- Euro teuer, oder besser gesagt preiswert, denn dann ist die gebotene Serienausstattung richtig umfangreich und beinhaltet neben dem LED-Tagfahrlicht auch eine Radio-CD-Kombination, Lenkradfernbedienung auch für Bordcomputer und Bluetooth, elektrische Fensterheber rundum, elektrische Außenspiegel, 2-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, Lederlenkrad, Flexi-Board im Kofferraum, 18 Zoll Alufelgen, Intelligent Key mit Start-Stopp-Knopf, abgedunkelte hintere Seiten- und Heckscheibe, Nissan Connect Navi mit Around-View-Monitor und Rückfahrkamera, sechs Lautsprecher und 7 Zoll Touchscreen, automatisch abblendender Innenspiegel, Nebelscheinwerfer, Allradantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe und Regensensor, um mal nur die wichtigsten Dinge zu nennen.

Wie viel das ist, zeigt ein Blick auf die Extras, lediglich die Metallic-Lackierung für 580,- Euro taucht da nämlich auf. Den Einstieg bildet der Qashqai 1.6 dCi Acenta mit 27.890,- Euro.

Alle 30.000 km bzw. einmal im Jahr muss der Qashqai zur Wartung in die Werkstatt, die Versicherungseinstufungen lauten HPF 14, VK 19 und TK 22.

Stand: April 2017, Test und Fotos: auto-reise-creative

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert