Renault Scénic im Test

Die Wandlungsfähigkeit, die den Renault Scénic seit jeher ausmachte, bewahrt sich der Franzose bis heute und baut diese sogar noch weiter aus. Doch mittlerweile zählen nicht mehr nur ein großer Kofferraum und eine hohe Variabilität zu den Kaufargumenten, was Renault weiß und so hat der Scénic weit mehr als nur die klassischen Van-Tugenden zu bieten.

Karosserie/Design

Praktische Familienautos setzen zwar auf hohen Nutzwert doch nicht unbedingt auf ein stylisches Design, doch nicht so der Renault Scénic. Mit Modellen wie dem Talisman präsentierte der französische Autobauer eine völlig neue Designrichtung und so trägt erfreulicherweise auch der Kompaktvan die aktuellen Renault-Züge. Und der Renault Scénic ist nicht nur für eine Familienkutsche richtig schick geworden. Serienmäßige 20-Zoll-Räder, die sogenannten EFFICIENCY WHEELS 20‘‘, erwartet man nun wirklich nicht bei einem Fahrzeug dieser Gattung.

Für Crossover-Modelle gehört die Zweifarb-Lackierung längst zum guten Ton, unter den Kompaktvans ist diese Option allerdings eher selten zu finden. Schade, denn wie der Renault Scénic aufzeigt, vermittelt die schicke Zweifarblackierung der Familienkutsche einen tollen Lifestyle-Flair. Je nach Karosserielackierung sind Dach, A-Säulen und Außenspiegelgehäuse in Black-Pearl-Schwarz oder Stahl-Grau lackiert.

Besonders kennzeichnend für Renault-Fahrzeuge ist mittlerweile die Lichtsignatur geworden, sorgt diese auch hier für einen hohen Wiedererkennungswert.

Auf einen lichtdurchfluteten Innenraum setzte der Renault Scénic schon in vorherigen Modellgenerationen, das aktuelle Modelle macht da mit seiner dreigeteilten Panorama-Frontscheibe keine Ausnahme.

Innenraum/Kofferraum

Die aktuell vierte Generation des Kompaktvans hat in der Länge ganze vier Zentimeter zugelegt und kommt auf 4,4 Meter, in der Breite verzeichnet der Franzose ein Plus von 2,1 Zentimeter (1,86 Meter) und der Radstand wächst um 3,1 Zentimeter auf 2,7 Meter. Die Bodenfreiheit von 17 Zentimetern entspricht sogar einem Zuwachs von stolzen fünf Zentimetern. Dank erhöhter Sitzposition und weit öffnender Türen gelingt der Ein- und Ausstieg problemlos.

Die neuen Dimensionen lassen bereits ein noch üppigeres Platzangebot erwarten und Sie werden nicht enttäuscht. Der Renault Scénic zählt zu den Kompaktvans, doch alles andere als „kleingemacht“ zeigt sich das üppige Raumangebot und der gut nutzbare Kofferraum. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass man am Beifahrersitz die Lehne abhängig von Ausstattung bzw. gewählter Option nach vorn umlegen kann und so auch mal lange Gegenstände von bis zu 2,61 Meter Länge ins Auto bringt.

Von den Einzelsitzen hat man sich in der zweiten Reihe zwar verabschiedet, doch die im Verhältnis 60:40 geteilte Rücksitzbank kann serienmäßig um bis zu 16 Zentimeter in der Länge verschoben werden. Innenraumvariabilität trägt bei Renault den Namen “One-Touch-Folding“, dieses modulare Konzept erlaubt Ihnen die Rückbanklehnen einzeln oder ganz bequem vom Fahrerplatz aus mittels Renault R-LINK 2 per Fingertipp im Boden zu versenken (Serie für BOSE Edition; Option für LIMITED). Sie können die Sitze aber auch vom Kofferraum aus umlegen.

Die Heckklappe reicht nicht nur tief nach unten, sie öffnet auch weit hoch. Durch die große Öffnung lässt sich der Scénic prima beladen, und mit 506 Litern gehen auch eine ganze Menge Gepäck rein. Wem das noch nicht reicht, der kann die Rücksitze umklappen und noch über tausend Liter mehr einladen, fasst der Van maximal 1.554 Liter.

Die kleineren Dinge des Lebens finden darüber hinaus in den zahlreichen Ablagen ihren Platz, kommt der Renault Scénic hier auf ein zusätzliches Fassungsvermögen von 63 Litern. Dabei punktet der französische Automobilbauer nicht nur mit Raum, sondern auch mit enormer Flexibilität. Lässt sich das auf Schienen montierte Vario-Modul um 27 Zentimeter verschieben und schließt mit integrierter Mittelarmlehne in vorderer Position direkt an den Instrumententräger an. In der hinteren Position können dagegen auch die Mitreisenden in Reihe Zwei auf die Konsole zugreifen. Diese hat neben viele verschiedene Fächern auch zwei Getränkehalter und insgesamt vier USB-Anschlüsse, zwei AUX-Eingänge sowie eine Zwölf-Volt-Steckdose zu bieten.

Das ebenfalls in der BOSE Edition serienmäßige und für den LIMITED optional erhältliche Easy-Life-Schubfach öffnet mittels Tastendruck automatisch im Stil einer Schublade, ermöglicht die Kühlung von Getränken und ist dank LED-Lichter bestens ausgeleuchtet.

Je nach gewählter Ausstattung bietet Renault das Online-Infotainment Renault R-LINK 2 zudem in zwei Varianten an: der querformatige 7-Zoll-Touchscreen ist gegen Aufpreis für die Ausstattungslinie LIMITED erhältlich und in der BOSE Edition von Haus aus an den großen, hochformatigen 8,7-Zoll-Display geknüpft.

Renault R-LINK 2 erlaubt die Steuerung diverser Funktionen per Fingertipp bzw. -wisch, über die Lenkradfernbedienung oder per Sprachbefehl. Das Renault R-LINK 2 Hauptmenü umfasst die Rubriken „Navigation“, „Multimedia“, „Telefon“, „Fahrzeug“, „Apps“ und „Systemsteuerung“ mit jeweiligen Untermenüs. Eine gewisse Einarbeitung ist vor Fahrtantritt ratsam.

Nützliche Apps, der Online-Zugang und ein Jahr lang kostenloser Zugriff auf den Renault R-LINK Store sind bereits im Preis enthalten. Zudem können die Basisfunktionen um zahlreiche Apps erweitert werden.

Anders als noch bei den Vorgängermodellen ist das nun digitale und individuell konfigurierbare Kombiinstrument erfreulicherweise wieder in das Blickfeld des Fahrers gerückt und auch hier gilt wieder: Serie für BOSE Edition; Option für LIMITED. Käufer der BOSE Variante können Ihr Fahrzeug darüber hinaus mit einem Head-up-Display aufrüsten.

Die Verarbeitung des Innenraums macht einen hochwertigen Eindruck, die Kunststoffe greifen sich gut an und sind teils weich hinterfüttert. Auch hier gibt mir der Renault Scénic kein Anlass zur Kritik.

Komfort/Fahrwerk/Bremsen

Das Renault MULTI-SENSE System lässt Sie nicht nur das Innenraumambiente personalisieren, auch auf das Fahrerlebnis nehme Sie so Einfluss. Können Sie dank MULTI-SENSE zwischen vier vorprogrammierten Modi „Eco“, „Comfort“, „Neutral“ und „Sport“ auswählen und last but not least sogar auf den frei konfigurierbaren „Perso“-Modus zugreifen.

Die Einstellungen nehmen Sie ganz bequem über den Touchscreen des Infotainment-Systems vor, um die einzelnen Funktionen anzuwählen, reicht aber ein Tastendruck mittels Schalter auf der Mittelkonsole.

Die großen Felgen lassen bereits erahnen, wird die Straße rauer, wird das Abrollverhalten unkomfortabler. Und wenn auch das Fahrwerk eher sportlich ausgelegt ist, so geht der Komfort nicht gänzlich verloren und uns als sportlich ambitionierte Fahrer sagte diese Mischung sehr zu.

Motor/Getriebe

Der französische Hersteller stellte dem Kompaktvan noch Mitte des Jahres fünf Turbobenzin- und vier Turbodieselvarianten zur Seite, die erhältlichen Triebwerke deckten ein Spektrum von 81 kW/110 PS bis 118 kW/160 PS ab.

Das Motorenprogramm des Scénic wurde aktuell jedoch überarbeitet und etwas zusammengeschrumpft, entstammen aber auch weiterhin allesamt der ENERGY-Familie, setzen konsequent auf Downsizing und warten mit einer Start-Stopp-Automatik sowie dem Energy Smart Management zur Rückgewinnung von Bewegungsenergie auf.

Den noch vor wenigen Wochen erhältlichen dCi 110 finden Sie beispielsweise nicht mehr im Sortiment, der Dieseleinstieg geht nun mit dem BLUE dCi 120 los. Mit 88 kW / 120 PS um 7 kW bzw. 10 PS stärker, ist diese Variante aber auch nicht mehr mit dem Hybrid Assist erhältlich. Wurde der 110 PS starke Selbstzünder dann um das Mildhybrid-System inklusive Zehn-Kilowatt-Elektromotor und einer 48-Volt-Batterie ergänzt.

Der Spritkonsum beim aktuellen Einstiegsdiesel liegt laut Hersteller mit 4,8 Liter aber auch auf angenehm niedrigen Niveau. Die CO2-Emissionen belaufen sich entsprechend auf 127 g/km. Die Modelle sind bei Renault bereits WLTP-homologiert und nach den geltenden Vorschriften zurückgerechnet und nach NEFZ-Standard ausgewiesen.

Serienmäßig ist auch der dCi 120 mit einem angenehmen 6-Gang-Schaltgetriebe versehen, die noch für den dCi 110 erhältliche Alternative ist in dieser Kombination allerdings nicht mehr verfügbar, können nur noch die beiden stärkeren Benziner mit dem automatisierten 7-Gang-EDC-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert werden.

Sicherheit

Unabhängig von der Fahrzeuggattung, tritt der Aspekt Sicherheit immer mehr in den Vordergrund. Nur einige wenige Autobauer mal ausgenommen, scheint heute kein Volumenhersteller mehr auf diverse Fahrassistenten verzichten wollen.

Serienmäßig fährt der Renault bereits mit dem Notbremsassistent inklusive Fußgängererkennung vor. Das System das zusätzlich zur Frontkamera auch einen Radarsensor beinhaltet erkennt die anderen Verkehrsteilnehmer – neben Fahrzeugen und Fußgänger auch Radfahrer – und bremst den Kompaktvan bei drohender Kollision gegebenenfalls bis zum Stillstand ab.

Nicht mehr missen möchten wir auch die Verkehrszeichenerkennung, die ebenfalls serienmäßig an Bord ist. Abhängig von der gewählten Ausstattung, fährt das Modell serienmäßig oder gegen Aufpreis auch mit einem Spurhalte-Assistent, Spurhalte-Warner, Müdigkeitswarner, Sicherheitsabstand-Warner, Toter-Winkel-Warner und Geschwindigkeitswarner, einem Fernlichtassistenten und dem adaptiven Tempopiloten vor.

Wer möchte, kann den Easy-Park-Assistenten sogar das Ein- und Ausparken übernehmen lassen. Den Rückwärtsgang einlegen, Gas geben und bremsen, müssen Sie hier aber noch selbst. Während es bereits Systeme gibt, die den kompletten Vorgang übernehmen, übernimmt der Renault Scénic derzeitig „nur“ die Lenkarbeit. Die Funktion „Park Out“ unterstützt zudem beim Ausfahren aus der Parklücke.

Ausstattung/Kosten

Los geht es beim Renault Scénic TCe 115 ab 23.290 Euro in der LIMITED Version, wer in den Genuss der BOSE EDITION kommen möchte, muss bereits mit dem nächst höheren und 140 PS starken Benziner TCe 140 für 28.590 Euro einsteigen. Der Dieseleinstieg geht mit dem LIMITED bei 26.790 Euro los, die BOSE EDITION startet dann bei 30.790 Euro.

Stand: Oktober 2018; Test: auto-reise-creative; Fotos: Renault

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