Renault Mégane Grandtour

So schön kann Kombi sein. Und auch wenn die Geschmäcker verschieden sind, ein markantes Auftreten kann man dem Renault Mégane Grandtour nicht absprechen.


Karosserie/Design

Eigenwillig und unverwechselbar läuft der Kühlergrill mit dem großen Logo in den Scheinwerfern mit LED-Technik/Tagfahrlicht aus, besonders dieses wie eine große Klammer die Leuchten mit der Frontschürze verbindende Element sorgt für eine große Wiedererkennung.

Der Spoiler mit den integrierten Nebellampen betont mit seinem kantigeren Ende, das sich tief auf den Asphalt duckt, den sportlichen Auftritt, den die Sicken in der Motorhaube in die flach stehende Frontscheibe und die schwungvoll abfallende Dachlinie mit der harmonisch angepassten Dachreling fortführen.

Statt einer D-Säule scheinen sich die Seiten- mit dem Heckfenster zu verbinden, aus den muskulös ausgestellten Kotflügeln entwickeln sich die nicht minder markanten Heckleuchten, die bis an das Logo in der Mitte der Heckklappe reichen. Ein angedeuteter Diffusor mit einem dicken, ovalen Chromauspuffrohr sowie ein schwungvoller Dachkantenspoiler komplettieren den dynamischen Auftritt.

Innenraum/Kofferraum

Dass eine sportlich-dynamische Aufmachung nicht zwingend den praktischen Nutzen einschränken muss, zeigt der Renault Mégane Grandtour deutlich. Die Heckklappe schwingt nicht nur schön weit auf, sodass man auch als 1,90 m Mensch sich nicht an ihr stößt, sie reicht auch schön weit nach unten und sorgt so für eine niedrige Ladekante. Leider steht an der geöffneten Klappe aber das Schloss recht unschön raus, dafür ist die Ladekante gut geschützt, die Stoßstange eher weniger.

Im soliden Ladeboden kann man Klappen öffnen, statt des Reserverades ist hier das Bose Sound System untergebracht, dazu gibt es links und rechts noch kleine Fächer. Daneben sind zwei Hebel, mit denen man die Rücksitze bequem umlegen kann. So steigt dann die Ladekapazität des glattflächigen und gut nutzbaren Laderaums von 521 auf bis zu 1.504 Liter an, außerdem kann noch die Lehne des Beifahrersitzes umgeklappt werden.

Eine recht schwache kleine Lampe an einer Seite beleuchtet den Kofferraum. Die Gepäckraumabdeckung braucht nur leicht angedrückt zu werden und schon fährt sie nach vorne, das geht auch prima wenn man die Hände voll hat.

Kommen wir also nach vorne, und auch hier fällt sofort die sportlich-dynamische Aufmachung ins Auge, die Verarbeitung ist sehr solide und mit viel Liebe zum Detail, da sind zarte silberne Ränder an den Hebeln und Schaltern, das obere Teil der Verkleidung ist aus sehr angenehm und angreiffreundichem weichen Kunststoff, darunter, vor allem im Kniebereich wo die Mittelkonsole ansetzt, da wurde brettharter Kunststoff verarbeitet, hier wo aus Verletzungsgründen weiches Material besonders gut wäre.

Sehr schön kommen auch die Türarmauflagen rüber, hier wurde das gleiche Leder mit weißen Nähten verarbeitet, das auch in den Seitenwangen der Sitze sowie in den Kopfstützen wieder auftaucht. Ohnehin sind die Sitze nicht nur optisch mit einem gelungenen Materialmix schick gemacht, ausreichend straff und groß sowie mit guter Ausformung und entsprechend gutem Seitenhalt verwöhnen sie auch mit einer sehr schnellen Sitzheizung mit zwei Stufen sowie einer Massagefunktion für den Fahrer.

Das schöne kleine Nappalederlenkrad ist griffgünstig geformt und unten leicht abgeflacht, dazu zahlreiche Applikationen aus schwarzem Klavierlack und in Silbergrau. Und hier wie auch am restlichen Armaturenbrett sind alle Schalter gut beleuchtet.

Durch den Lenkradkranz hindurch fällt der Blick auf eine digitale Tachoeinheit, bei der man verschiedene Darstellungen wählen kann, so lässt sich statt des km/h-Bandes, das die gefahrene Geschwindigkeit zusätzlich zum Zeiger auch noch vergrößert auch ein Drehzahlmesser im Außenkranz und die Geschwindigkeit in großen Zahlen in der Mitte anzeigen. Darunter zeigt ein grünes Feld, dass vor einem kein Fahrzeug ist, nähert man sich einem solchen, wird das angezeigt und auch wie weit man in Sekunden von ihm entfernt ist, kommt man zu nahe, wechselt das in Orange und dann auf Rot. Zusätzlich werden hier auch so Dinge wie Reichweite und Durchschnittsverbrauch angezeigt.

Neben dem großen Tacho sind links und rechts analoge Anzeigen für Kühlwasser und der Tankanzeige verbaut. Auf Knopfdruck kann, wenn gewünscht, auch eine kleine Scheibe aus dem Armaturenbrett ausgefahren werden und als Head-up-Display z.B. das Tempo anzeigen.

Über den großen Bildschirm im Hochformat in der Mitte des Armaturenbrettes wird neben Radio, Telefon etc. auch das das Navi angezeigt und bedient. Und das geht schnell und einfach, es macht auch schnell eigene Vorschläge. Einzig die Stimme hat mir nicht so ganz behagt, klingt sie doch immer wieder mal wie verzerrt und hat gelegentlich auch schon mal ein Echo.

Dafür zeigt es aber sehr gut an, wenn man sich einem Stau nähert und fragt ob man Umleitungsempfehlungen haben möchte, zeigt dabei an, wie viele Minuten es länger dauern wird – oft kam man dann aber hin und es gab keinen wirklichen Stau sondern nur eine Baustelle mit reduziertem Tempolimit. Auf der anderen Seite zeigte das Navi auch an, wenn an einer stark befahrenen Ampelkreuzung 20 Autos oder mehr standen.

Nicht nur vorne, auch hinten kommt man bequem rein und das Platzangebot für einen 1,80 m großen Mitfahrer hinter einem ebenso großen Fahrer ist sehr gut, zumindest die Außensitze sind ebenfalls sehr schön ausgeformt, die Kopfstützen hinten lassen sich bei Nichtgebrauch aus dem Sichtfeld klappen. Der Mittelsitz ist in der Sitzfläche recht weich, in der Lehne aber hart. Man sitzt hier auch ziemlich aufrecht, für einen 1,80 m Mensch ist das nicht der richtige Platz, dafür beinhaltet er eine ausklappbare Armlehne mit integriertem Getränkehalter.

Der Fußraum ist ausreichend groß, nur beim Raus wird es an der B-Säule und der Türverkleidung für große Füße etwas eng. Um die Rücksitze umzulegen reicht ein Zug (es sind zwei, schließlich ist die Rücksitzlehne 1/3 zu 2/3 geteilt umklappbar), es entsteht eine fast ebene Ladefläche. Für die Gurte ist eine Lasche vorhanden, die ein Einklemmen beim Zurückklappen verhindern.

Komfort/Fahrwerk/Bremsen

Der gebotene Fahrkomfort ist durchwegs gut, nur gröbere Schlaglöcher werden auch akustisch nach innen weitergegeben. Wenn man über Kopfsteinpflaster fährt hört man vorne aus dem Armaturenbrett das ein oder andere Knistern. Besonders in der Komforteinstellung schwankt die Karosserie in flott gefahrenen Kurven etwas mehr, hier, aber auch im Slalomtest reagiert der Mégane gut auf die Lenkung und geht willig auch um scharfe Kurven.

Im Sportmodus geht das aber doch noch deutlich zackiger, wie auch die Beschleunigung und generell das Hochdrehen, da geht es Klack Klack und die Automatik jagt durch die Gänge, trotzdem arbeitet sie dabei sehr sanft. Insgesamt hat man das Gefühl, dass er auf Sport nicht nur besser loszieht sondern auch etwas mehr „Krach“ macht, der Rest ist eher marginal.

Bei Tempo 130 in der Komforteinstellung liegt er sehr ruhig auf der Straße, die Abrollgeräusche werden dann etwas lauter, Windgeräusche sind vor allem von vorne deutlich zu vernehmen, werden aber ab 140 kaum noch lauter.

Auch dann läuft der Motor angenehm ruhig, bei Vollgas – vor allem auf Sport – dürfte er aber gerne noch etwas kerniger zur Sache gehen. Auch das hier alles etwas straffer arbeitet ist nur dezent spürbar. Geht man zurück auf Komfort, färbt sich nicht nur das Display von Rot auf Blau, auch die LED-Lichtleisten in den Türen und der Mittelkonsole werden entsprechend Rot oder Blau. Und der Rückwechsel setzt dann automatisch die Massagefunktion des Fahrersitzes für eine gewisse Zeit in Gang, wie beim Neustart auf Komfort.

Ansonsten muss hier der Knopf am Seitenteil des Sitzes bemüht oder übers Menü angewählt werden, so kann man auch im ECO-Modus (Grün) den Massagesitz aktivieren. Über den Touchscreen lässt sich dann für die Massagefunktion nicht nur die Intensität und Schnelligkeit einstellen, sondern auch die Art der Massage, also kräftigend, entspannend oder für die Lenden.

Will man, dass er immer im sportlichen Modus fährt, dann muss man diese Einstellung als Favorit wählen oder es immer wieder beim Neustart bestätigen, sonst wechselt er automatisch zurück.

Die Lenkung ist angenehm straff und zielgenau, das ESP greift, wenn man ihn zu heftig durch Kurven oder den Kreisverkehr lassen will, sehr heftig ein und bremst ihn so ein, dass man kaum noch vorwärts kommt, weil er kurzzeitig auch gar kein Gas mehr annimmt.

Bremsen ist ohnehin sein Ding, die Bremsanlage mit Scheibenbremsen vorne und hinten packt gut und spontan zu und lässt sich gut dosieren. Selbst auf schlechtem, wechselndem oder feuchtem Untergrund bleibt er sauber in der Spur, auch wenn man spürt, dass das ABS alle Hände voll zu tun.

Für unsere obligatorischen Bremstests aus Tempo 100 heraus bis zum Stillstand brauchte der Renault Mégane Kombi nur 35 Meter, ein Nachlassen der Bremsleistung war auch nach dem 10. Versuch nicht festzustellen.

Alleine Bremsen macht der Renault, wenn man mit dem Tempomat, der ganz bequem und schnell am Lenkrad zu bedienen ist, unterwegs ist, er hält automatisch Abstand zum Vordermann und passt sein Tempo diesem an.

Für Komfort sorgen neben der Sitzheizung, dem Massagesitz für den Fahrer und einer 2-Zonen-Klimaautomatik auch elektronische Helferlein wie Regensensor, Lichtsensor mit Fernlichtautomatik und Fahrerassistenzsysteme (siehe Sicherheit).

Nicht ganz so komfortabel geht das Radio zu werke, zwar sucht es sich immer die beste Frequenz für den ausgewählten Sender, das geht aber schnell mal in die Hose und dann verliert es den Sender, und das, obwohl die „Standardeinstellung“ bestens empfangbar wäre – dann ist Handarbeit angesagt.

Die schlechte Empfangsqualität hat natürlich auch etwas mit dem Radiosender und dessen Ausstrahlungsleistung zu tun, und leider gehört wohl unser Lieblingssender zu den eher schwachen, aber wechselt man auf die digitalen Radiosender, dann ist zwar Klang und Empfang ggf. besser (das Bose Soundsystem tut sein übriges dazu), es reicht aber schon eine Häuserzeile, um auch hier den Sender komplett zu verlieren.

Motor/Getriebe

Er erfüllt die Euro6b-Norm, hat einen Oxidationskatalysator, einen Dieselpartikelfilter und eine NOx-Falle – und er verbraucht nur 3,8 Liter Diesel auf 100 km im Mix und stößt dabei 98 g CO2 pro Kilometer aus – auf dem Papier zumindest – aber was hilft das schon, hängt doch in der Zukunft das Wohl und Wehe eines Diesels vor allem von unseren Politikern und deren oft obstrusem Verhalten ab, fällt Ihr Diesel irgendwann mal in ein Fahrverbot, sind alle Vorzüge dahin.

Wie dem auch sei, der Vierzylinder Common-Rail-Direkteinspritzer mit Turbolader mit variabler Geometrie leistet aus 1.461 cm³ Hubraum und zwei Ventilen pro Zylinder 81 kW/110 PS bei 4.000 Umdrehungen und liefert ein maximales Drehmoment von kräftigen 250 Nm bei 1.750 U/min. Ob er die angegebenen Abgaswerte auf der Straße einhält können wir nicht überprüfen, das sollten die vorgeschalteten Institutionen tun, dass er die 3,8 Liter Verbrauch der Werksangabe nicht erreicht, hat schon der Bordcomputer im Test verraten.

Und der geht ziemlich genau, während der BC in einem eher flott gefahrenen Zyklus 5,7 Liter angab, konnten wir durch reales Nachmessen mittels Tankung 5,8 Liter feststellen, damit sind auch die 5,2 Liter im „normalen“ Fahrstil realistisch, wenn auch deutlich von der Werksangabe weg. Wenn man auf ECO fährt sind 4,7 Liter drin, aber man merkt, dass ihm dann z.B. beim Losfahren etwas Kraft fehlt und es wird bei gleicher Heizungseinstellung deutlich kühler im Auto. Auf der Autobahn bei 130 im Schnitt konsumierte unser Testwagen 6,1 Liter auf 100 km, geht man runter auf 120, sind es nur noch 5 – 5,2 Liter.

Der Reihenvierzylinder läuft angenehm leise, ist kaum zu vernehmen, erst voll gefordert wird er ganz leicht kernig. Je nach dem, in welchem Drehzahlbereich er sich bewegt, spürt man leichte Vibrationen in den Pedalen.

Unser Testwagen war mit einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet, das arbeitet sehr sanft, ist im Alltag kaum spürbar und man ist selten genötigt, da selbst eingreifen zu wollen. Ohnehin wechselt das DSG schnell wieder in den Automatikmodus. Mit den 110 PS geht er aber auch so mit Kickdown ausreichend schnell ans Zurückschalten. Und so vergehen nur 12,7 Sekunden für den Sprint von Null auf Hundert und er wird 188 km/h schnell.

Der Mégane Grandtour dCi 110 zieht schön und gleichmäßig durch, so ab 170 wird der Vortrieb langsam weniger (er liegt auch dann noch ruhig auf der Straße), der Motor ist dann ein etwas lauteres Brummen. Fällt die Reichweite unter 100 km, zeigt er nur noch Striche an, das ist dann nur wenig hilfreich.

Sicherheit

Weil wir uns ständig wiederholen: die gängigen Sicherheitsfeatures wie Front-, Seiten und Kopfairbags, die höhenverstellbaren Kopfstützen und Dreipunktsicherheitsgurte hat auch der Renault Mégane Grandtour serienmäßig an Bord.

Mittlerweile sind die noch nicht überall obligatorischen Fahrerassistenzsystem wesentlich interessanter. Die beginnen bei unserem Testwagen bei den Regen- und Lichtsensoren, die auch den Fernlichtassistenten serienmäßig beinhalten und gehen weiter über den Spurhaltewarner und die Verkehrszeichenerkennung.

Optional kann der Mégane Grandtour dann auch noch mit dem Safe-Cruising-Paket für 690,- Euro und dem Easy-Parking-Paket für 790,- Euro ausgestattet werden, ersteres beinhaltet den Adaptiven Tempomat ACC, den Notbremsassistenten und den Sicherheitsabstandswarner, das zweite Paket bietet eine Einparkhilfe vorn, hinten und an der Seite, den Easy-Park-Assistent, die Rückfahrkamera und den Toter-Winkel-Warner. Und schließlich noch das Night-Paket mit Voll-LED-Scheinwerfern und einem Head-up-Display für 1.190,- Euro.

Ausstattung/Kosten

Diese drei optionalen Sicherheitspakete waren in unserem Testwagen ebenso verbaut, wie das Navigationspaket mit vertikalem 8,7-Zoll-Touchscreen und der Metallic-Lackierung, wodurch sich der Testwagenpreis auf 32.250,- Euro addierte.

Los geht der Renault Mégane Grandtour ENERGY dCi 110 DEC mit dem BOSE Ausstattungsniveau bei 28.690,- Euro, Navi mit Kartenmaterial für Europa, das BOSE Soundsystem mit CD-Player im Handschuhfach, Fahrersitz mit Massagefunktion und el. Lendenwirbelstütze, Sitzheizung vorne, Außenspiegel mit integriertem Blinker, elektrisch einstell-, beheiz- und anklappbar, Elektronische Parkbremse, 17 Zoll Alufelgen, 2-Zonen-Klimaautomatik, umklappbare Beifahrersitzlehne, Renault R-LINK 2 mit Online-Multimediasystem, Ambientebeleuchtung vorne und hinten, Nappalederlenkrad, stark getönte Scheiben hinten etc. hat der dann auch schon drin.

Los geht der Renault Mégane Grandtour bei 18.490,- Euro mit dem 100 TCe mit 74 kW und 6-Gang-Handschalter.

Stand: August 2017, Test und Fotos: auto-reise-creative

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