Opel KARL in der Autogasvariante

Die Rüsselsheimer können mit ihrem Portfolio im Bereich der Klein- und Kleinstwagen eine sehr große Bandbreite abdecken. Mit dem Opel-Einstiegsmodell KARL spricht der Hersteller gerade den preissensiblen Kunden an, der auf Funktionalität Wert legt. Dennoch fährt auch der Opel KARL mit Features vor, die unter den Kleinsten eher selten zu finden sind, aber selbstverständlich auch hier den Einstiegspreis von 9.560 Euro spürbar in die Höhe treiben. Das von uns gefahrene LPG-Modell mit Autogasantrieb schließt ohnehin das Basismodell aus, ist aber dafür mit allen anderen Ausstattungslinien kombinierbar.

Karosserie/Design

Wenn der Opel KARL optisch auch nicht ganz so modern wie seine größeren Brüder gehalten ist, so ist doch die Opel-Formensprache unverkennbar. Die markentypische Grillspange im trapezförmigen Grill ist dabei ebenso kennzeichnend wie die seitlich verlaufende Sichel im unteren Türbereich. Und wie ein „Billigheimer“ steht der KARL nun wirklich nicht da und ist in bis zu zehn unterschiedlichen Karosseriefarben erhältlich, darunter sogar ein überraschend peppiges Kiwi Grün.

Innenraum/Kofferraum

Mit einer Gesamtlänge von gerade einmal 3,68 Metern und einem Radstand von 2,38 Metern lässt der Opel KARL natürlich keine Wunder erwarten und dennoch überrascht der kleinste Rüsselsheimer mit großzügigen Platzverhältnissen auf den vorderen Sitzen. Die gerade für einen Kleinstwagen angenehm groß dimensioniert und komfortabel ausgeführt sind, aber leider den nötigen Seitenhalt vermissen lassen. Ebenfalls fehlt uns für die perfekte Sitzposition die Möglichkeit das Lenkrad auch in der Weite zu justieren. Im Basismodell müssen Sie sogar auf jegliche Verstellmöglichkeiten verzichten.

Doch kommen wir wieder zu den Vorzügen des Opel KARL. Gerade im Vergleich zu manch einem Mitbewerber bietet der Rüsselsheimer nicht nur Platz für bis zu fünf Personen – wenn auch hier hinten Großgewachsene jenseits der 1,80 Meter nur auf kurzen Strecken Platz nehmen sollten, gerade wenn vorne ebenso große Personen reisen – so sorgen die zwei zusätzlichen und stets serienmäßigen Fondtüren für einen angenehmen Zustieg ohne Verrenkungen.

Wirklich hervorheben kann sich der Opel KARL in seinem Segment aber mit dem bestellbaren IntelliLink-Infotainment-System und dem persönlichen Online- und Service Assistenten Opel OnStar (Letzterer ist in der Topausstattung serienmäßig).

Die neue Generation des IntelliLink-Infotainment-Systems inklusive des großen Touchscreen ermöglicht nicht nur die Vernetzung mit dem eigenen Smartphone und lässt mich Kontakte und Unterhaltungs-Apps auf den Bildschirm zaubern, auch sprachgesteuerte Textnachrichten sind möglich.

In unseren Augen verbirgt sich allerdings das absolute Highlight hinter Android Auto (Google Maps) und Apple CarPlay. Wenn auch das Handy noch per USB-Kabel an das Fahrzeug angeschlossen werden muss, so ist dann eine einwandfreie Navigation mit toller Darstellung auf dem Touchscreen-Display möglich.

Wir konnten uns davon überzeugen, wie großartig dieses System funktioniert. Gleiches gilt für Opel OnStar, mit dem der kleine KARL nicht nur zum 4G/LTE WLAN-Hotspot wird – bis zu sieben mobile Endgeräte lassen sich an das System koppeln, auch ein deutliches Sicherheitsplus bringt der Online- und Service-Assistent mit sich. Während Opel OnStar im Falle eines Unfall automatisch eine Verbindung zu einer Leitstelle herstellt, bekommen die Insassen außerdem rundum die Uhr und das an 365 Tagen im Jahr den Pannenservice oder andere Dienstleistungen zur Seite gestellt.

Dass mit Blick auf den Preis der Rotstift angesetzt wurde, ist verständlich und fällt zum einen bei der Materialauswahl auf, die spürbar unter dem Niveau von Adam oder Corsa liegt, aber dennoch eine vorbildliche Verarbeitung und eine ansprechende Haptik aufweisen kann.

Negativ fallen dagegen die Sparmaßnahmen im Bereich Kofferraum auf. Während die Kofferraumabdeckung stets per Hand rauf und runter geklappt werden muss, lässt auch die Rückbank einen zeitgemäßen Umklappmechanismus vermissen. Müssen nicht nur die Sitzkissen herausgezogen und aufgestellt werden, können auch die Kopfstützen nicht in Ihrer Position bleiben.

Ohnehin ist die Basisversion ausschließlich mit einer Sitzbank für zwei Personen ausgestattet, erst in der zweithöchsten Ausstattungsvariante ist eine im Verhältnis 60:40 umklappbare Bank für drei Personen erhältlich und in den anderen drei Versionen serienmäßig verbaut.

Durch die geteilt umklappbare Rücksitzbank erweist sich der Kofferraum natürlich als etwas flexibler und bei einem Fassungsvermögen von gerade einmal 151 Litern in der Standardkonfiguration kommt mir dies sehr gelegen. Maximal erreichen wir im KARL 1.0 LPG ECOTEC immerhin ein Stauvolumen von 958 Litern. Wer auf den Autogasantrieb verzichtet, kommt übrigens auf ein Ladevolumen von 206 bis 1.013 Liter.

Was Verstau- und Ablagemöglichkeiten im Innenraum anbelangt, kann der Opel KARL wiederum mit einem zusätzlichen Staufach über dem Handschuhfach sowie großen Türfächern aufwarten, die problemlos Einliter-Standard-PET-Flaschen aufnehmen können.

Komfort/Fahrwerk/Bremsen

Um dem Anspruch eines City-Car zu entsprechen, reicht heut zu tage augenscheinlich nicht mehr nur ein geringer Wendekreis aus – der beim Opel KARL übrigens bei knackigen 9,4 Metern liegt.

Abhängig von der Ausstattung (die Basisversion mal wieder ausgenommen) ergänzt Opel die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung um den sogenannten City-Modus, der Ihnen ein noch leichteres Rangieren gerade in enge Parklücken möglich macht.

Wir würden auf dieses Extra verzichten und uns dagegen über eine direktere Lenkauslegung im Allgemeinen freuen.

Nichts zu meckern, gibt es am gelungenen Federungskomfort, der auch Kopfsteinpflaster-Passagen nicht zum unangenehmen Hindernis werden lässt.

Motor/Getriebe

Neben dem 73 PS starken 1.0 bzw. 1.0 ECOTEC inkl. Start/Stop hat Opel auch den 1.0 Dreizylinder mit 75 PS im Angebot, der an eine 5-Gang-Easytronic gekoppelt ist. Und dann gibt es auch noch unsere Version, den 1.0 LPG ECOTEC.

In dieser Ausführung ist das Fahrzeug mit einem Fünfgang-Handschalter ausgestattet und bringt es im Benzinbetrieb auf 55 kW / 75 PS, im Autogasbetrieb müssen Sie sich mit zwei PS weniger begnügen.

Doch so oder so, die von Opel gestoppten 14,9 Sekunden sprechen bereits für einen sehr zähen Beschleunigungsvorgang, der einem in der Praxis sogar noch beschwerlicher vorkommt. Der Schalthebel der präzise arbeitenden Schaltung muss in jedem Fall ordentlich bemüht werden, die Leistung geschweige denn das maximale Drehmoment von 96 Newtonmeter ziehen aber auch dann nicht die Wurst vom Teller. Mit viel Geduld sind maximal 170 Stundenkilometer drin.

Und auch erst jenseits der 100 km/h oder bei vollem Leistungsabruf von unten heraus tritt der Kleine akustisch in Erscheinung. Ansonsten verblüfft der kleine Benziner, der auch mit Autogas kann, gerade für einen Dreizylinder mit einer unerwarteten Laufruhe.

Und damit sind wir auch schon beim größten Vorteil: der LPG-Variante, dem deutlich günstigeren Autogas. Die Verbrauchswerte variieren je nach gewähltem Antriebsmodus, im Benzinbetrieb gibt Opel 5,8 Liter innerorts, 5,2 Liter außerorts und 4,7 Liter im kombinierten Fahrzyklus an. Wechsel ich in den Autogasbetrieb steigen die Werte zwar auf 7,1 bzw. 5,2 und 5,9 Liter auf hundert Kilometer, doch kostet der Liter Flüssiggas auch weniger als halb so viel wie der Liter herkömmliches Superbenzin. Womit das Tanken von Flüssiggas natürlich eine stolze Ersparnis mit sich bringt.

In der Kombination beider Antriebe sind Reichweiten von 1.000 Kilometer problemlos drin, doch Achtung, Flüssiggas ist in Deutschland aktuell an nicht einmal 7.000 Tankstellen zu finden. Und so sind Sie am Ende vielleicht doch gezwungen teures Benzin zu tanken.

Ohnehin sollten Sie sich vor dem Kauf einen Überblick über das Tankstellennetz vor Ort verschaffen, ob Sie denn eine Autogastankstelle auch in direkter Nähe haben und nicht erst mehrere Kilometer dafür fahren müssen und somit die Ersparnis zunichte machen.

Und wenn eine entsprechende Zapfsäule gefunden ist, gestaltet sich das Auftanken im Grunde auch ganz einfach. Vorausgesetzt, der richtige Adapter ist an Bord oder liegt der Tankstelle vor. Denn leider mussten wir feststellen, die Zapfsäulen oder besser gesagt die Anschlüsse sind nicht genormt und variieren gerne auch mal von Tankstelle zu Tankstelle.

Im Display des Bordcomputers können Sie sich Verbrauch und Reichweite im jeweiligen Modus anzeigen lassen und ganz einfach per Tastendruck zwischen Autogas- und Benzinzufuhr wechseln.

Das Einliter-Aggregat erfüllt stets die Euro6 Norm und stößt im saubereren Autogasbetrieb 95 g/km und im Benzinbetrieb 108 g/km aus.

Der Aufpreis für den LPG-Karl soll sich nebenbei bemerkt bei einer Jahreslaufleistung von 20.000 Kilometern nach rund drei Jahren amortisieren. Für einen Klein-/Kleinstwagen natürlich ein stolzes Ziel, sind Cityflitzer in der Regel deutlich weniger Kilometer unterwegs.

Sicherheit

Nicht selten der Fall, wird gerade bei den preisgünstigen Modellen an der Sicherheitsausstattung gespart. Nicht so bei Opel, serienmäßig bereits mit sechs Airbags, auskuppelnden Sicherheitspedalen PRS, ABS, der Traktionskontrolle TCPlus, dem elektronischen Stabilitätsprogramm ESPPlus, einem Reifendruck-Kontrollsystem und sogar einem Berg-Anfahr-Assistenten ausgestattet, kann der Opel KARL auch mit Nebelscheinwerfern inklusive Abbiegelicht und einem optionalen Spurassistenten – der Sie akustisch und optisch vor dem unbeabsichtigten Verlassen der Fahrspur warnt – überraschen.

Ausstattung/Kosten

Das Startangebot für den neuen Opel KARL liegt aber bereits bei der Variante Selection. Der „Kampfpreis“ von 9.560 Euro hat allerdings auch zur Folge, dass in diesem KARL weder ein Radio noch eine Klimaanlage inklusive sind. Und die von uns getestete LPG-Variante ist auch erst in der nächst höheren Ausstattung Edition zu haben.

Doch selbst hier müssen Audio- und Klimaanlage in Form des Cool&Sound-Paketes für 950 Euro hinzugeordert werden. Womit der Preis von 10.900 Euro bzw. 12.900 Euro für den LPG-KARL auch hier nicht gehalten werden kann. Elektrische Fensterheber vorn, eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, eine höheneinstellbare Lenksäule und der City-Modus sind aber dann schon im Preis enthalten.

Während die einen die unzähligen Individualisierungsmöglichkeiten des Adam vermissen werden, erfreuen sich wiederum andere an der übersichtlich gestalteten Preisliste.

Für mindestens 12.190 Euro nehmen Sie im Excite und ab 13.355 Euro in der Topvariante Innovation Platz, dessen Interieur mit einer Stoff/Ledernachbildung, einem Leder-Multifunktionslenkrad sowie Chromelementen zusätzlich aufgewertet ist. Neben den bereits aufgeführten Komfortfeatures, lassen sich die Außenspiegel elektrisch verstellen und beheizen, eine Klimatisierungsautomatik, ein Geschwindigkeitsregler und ein Geschwindigkeitswarner finden wir ebenfalls vor.

Dazwischen rangiert ab 12.800 Euro der abenteuerlustige ROCKS. Für die LPG-Motorisierung müssen Sie in allen Ausstattungslinien jeweils einen Aufpreis von zweitausend Euro einberechnen.

Stand: Februar 2018; Test und Fotos: auto-reise-creative

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